China, ein Land der unmöglichen Möglichkeiten.

Ein Hallo an alle China Fan's!

An dieser Stelle möchte ich Walter danken, der mich in dieses interessante Forum eingeladen hat - Danke!

Seit 2005 arbeite ich in China und statte Deutschland nur noch Stipvisiten ab. Ganz habe ich meine Verbindung zur Heimat nicht aufgegeben, zum Beispiel habe ich in meiner Heimatstadt noch eine kleine Wohnung aus verschiedenen organisatorischen Gründen. Und ich möchte natürlich mit meiner Heimat Kontakt halten und pflegen.

Ein ganz wichtiger Faktor ist mir meine Mutter, sie hat mich nicht nur zur Welt gebracht und aufgezogen, sondern ist mir eine gute Freundin, mit der ich oft interessante Unterhaltungen und stundenlange Disskusionen führen kann. Ich bin sehr glücklich über diesen Umstand und hoffe Gott schenkt ihr noch eine lange Zeit in Gesundheit.

Natürlich drehen sich viele unserer Gespräche um meine Erlebnisse in China und oft erstaunen meine Berichte meine Mutter, denn sie hatte bisher immer andere Erzählungen gehört. Auch in der Presse sind Berichte über China oft negativ eingefärbt und stimmen mit den von mir gemachten Erfahrungen nicht überein.

In einem anderen Forum fragte ein User warum Chinesen zur Begrüßung nicht die Hände schütteln. Seine Frage, die mich in Erstaunen versetzte, beruhte auf einer Begegnung mit einem hohen Gelehrten des Daoismus, wie ich später in der Diskussion erfuhr.

Nun, ich habe schon so viele neue Erfahrungen hautnah in China erlebt, dass einige davon schon für mich zum Alltag geworden sind. Eine Freundin, die der deutschen Sprache mächtig ist, sagte mal zu mir: "Du kennst uns Chinesen so gut, warum schreibst du nicht ein Buch?"

Ich habe ein Buch geschrieben, sucht es nicht in irgendwelchen Bücherregalen, denn Verleger interessiert nicht der Inhalt eines Manuskript, sondern die Bekanntheit eines Autors. Ein bekannter Autor kann jedes Wort das er schreibt, leicht veröffentlichen und bekommt auch noch Geld dafür.

Ein junger Autor kann schreiben was er will und muss höchstens, wenn er sein Werk veröffentlich sehen will, Geld mitbringen. Da ich zum Glück nicht von dieser Kunst leben muss, könnt ihr mein Buch in keinem (außer meinem eigenen) Bücheregal finden.

Ein Freund und Designer bemüht sich schon seit 3 Jahren mein Werk einem Verlag schmackhaft zu machen. Wir haben ein komplettes Konzept entwickelt und ein paar Probe-Exemplare per Computer und Drucker zu Papier gebracht.

Mein Freund, der selber schon etwa 15 Jahre nach China reist war so begeistert von dem Buch, dass er eben jeden Versuch unternimmt es doch noch in gedruckter Version in die Bücherregale zu bringen.

In diesem kleinen Kreis möchte ich euch gerne mein Werk zu Gesicht bringen, doch bitte ich jeden User aus Respekt zu den andauernden Bemühungen meines Freundes und aus urheberrechtlichen Gründen, die Texte nicht zu kopieren und/oder zu veröffentlichen, sondern nur hier im Forum zu lesen --- Danke für euer Verständnis!

In den folgenden Tagen werde ich also Kapitel für Kapitel hier einstellen, mit dem Hintergedanken euch China aus meinen Augen näher zu bringen, verständlicher zu machen und verbinde die Hoffnung, dass Berichte des Mainstream-Journalismus mehr mit kritischen Augen gelesen, gehört oder gesehen werden.

Der Titel des Buches:

China, zwischen Tradition und Moderne, zwischen Kultur und Bussines​


Vorwort

Gedanken zu einem großen alten Volk und den Versuch es zu beschreiben.

China ist ein Land unvorstellbarer Ausmaße, damit meine ich nicht nur die topographischen Verhältnisse, sondern die Myriaden Begebenheiten die in diesem Reich möglich sind! Einfluss auf dieses Universum eines Volkes hat einmal die enorme Anzahl von Individuen, zum Anderen die großen Entfernungen der Menschen untereinander. Das macht das Reich der Mitte, die Menschen des Lächelns – so unbeschreiblich!

Niemand wird dieses einzigartige Volk je ganz verstehen, selbst wenn sie viele Bücher lesen, die aus unterschiedlichen Regionen berichten. Sie werden trotzdem auf Situationen stoßen die sie auf keiner der zig Seiten lesen konnten.

Den Versuch es besser zu machen möchte ich erst gar nicht starten, vor allem da ich meistens in Südchina unterwegs bin und Nordchina sich nicht nur durch das Klima vom Süden unterscheidet.

Ich möchte sie lieber mit Geschichten aus dem Alltag auf ihren Besuch in dem wundervollen Land einstimmen und die wichtigsten Benimmregeln vorstellen, damit ihre Reise nicht in einem schrecklichen Fiasko endet, sondern ein unvergessliches Erlebnis wird, von dem sie ihren Enkeln noch berichten können.


Begleiten sie mich nun auf eine Reise ins Reich der aufgehenden Sonne, frei nach Kong Fu Zi „Der Körper ist eine träge Hülle, der Geist aber ist frei!“
 

Hallo!

Sie sitzen zurzeit in einer Besprechung mit allen leitenden Angestellten und diskutieren über ein wichtiges Thema. Wegen eines wichtigen Termins sind sie im Moment mit dem Taxi unterwegs zum Flughafen nach Guangzhou. Sie haben sich mit Freunden zum Essen verabredet und sitzen in einer gemütlichen Runde in einem Restaurant in Beijing. Während einer Shoppingtour in Hangzhou feilschen sie gerade mit der Verkäuferin in einem kleinen Laden um den Preis eines schönen Seidentuchs für die lieben Verwandten Zuhause. In der Hotel Launch des Hotels Shangri-La in Shenzhen wird ein Fußballspiel übertragen und Ballack setzt zum Schuss des Elfmeters an.

Plötzlich ertönt ein komisches Piepen – ein Chinese in ihrer Mitte greift in seine Tasche, befördert ein quäkendes Mobiltelefon zu Tage, hält es an sein Ohr und sagt: „Wai – ah Ni Hao!“

Eine Nerven aufreibende Situation die sie ständig und überall in oben beschriebener Form oder ähnlicher Weise tagtäglich nicht nur vielleicht erleben können – sondern bestimmt erleben werden!

Mobiltelefone sind nach den Essstäbchen das wohl meist gebrauchte Objekt in China. Wenn sie sich über ein klingelndes Handy während eines Kinobesuches im Bochumer Kino am Ruhrpark aufregen – dann kommen sie erst einmal nach China!

„Faszinierend“ würde Spock mit einem Aufschwung der Augenbraue ausrufen wenn er dabei die technische Raffinesse des Mobilfunks erleben würde.

Gibt es in Deutschland unterschiedliche Netzanbieter die mit verlockenden Angeboten, bei denen Deutscher zum Beispiel ein Notebook neben zwei Handys für den gleichen Betrag bekommt, der entsprechend der Höhe einer Kaution für einen Einkaufswagen ist. So kann Chinese ein Mobiltelefon kaufen und es mit einer beliebigen Karte eines der vielen Anbieter, die doch einer staatlichen Stelle untergeordnet sind, ausrüsten. Hierbei gibt es einige Besonderheiten der Tarife, einige Angebote sind auf eine bestimmte Region beschränkt und die Beschränkung ist wirklich gut! Ich habe es selbst nicht glauben können und mehrmals beobachtet.

Mit einer Karte für den Bereich Foshan ausgerüstet, habe ich mich auf den Weg in Richtung Guangzhou gemacht, als ich eine Mautstelle die noch zum Bezirk Foshan gehört passierte sank der Empfang plötzlich von ganz gut auf ganz schlecht. Dieses habe ich mehrmals auch an verschiedenen Stellen überprüft und immer wieder kam ich zu demselben erstaunlichen Ergebnis. Auch zu bemerken ist der ständig gute Empfang selbst in einer Tiefgarage, bei allerdings gleich bleibend schlechter Verbindungsqualität zu ausländischen Teilnehmern. Ein Fernmeldetechniker wird jetzt vielleicht schmunzeln!?

Bei einigen Tarifen können sie das Mobiltelefon in der gesamten VR China benutzen, der Clou dabei ist, wenn sie angerufen werden müssen sie auch bezahlen. Hat ihre Karte kein Guthaben, können sie nicht angerufen werden! Also bei einem solchen Tarif sollten sie immer darauf achten, Guthaben auf der Karte zu besitzen, damit sie auch eine Besprechung stören können!
 

Tafelrunde

Die chinesische Art zu essen unterscheidet sich sehr von der europäischen Art, schon der meist gewählte Tisch weist eine andere als in Europa übliche Form auf, er ist rund! Es gibt kein Kopf und kein Fuß, kein Anfang und kein Ende – alle sind Gleich wie an Arthurs Tafelrunde!

Diese Form des Tisches wirkt sehr kommunikativ und wenn sie ein Problem zu diskutieren haben, dann enden diese Gespräche meistens abends an so einem Tisch. Das Schöne daran ist, jeder weiß spätestens nach dem Abendessen was er am nächsten Tag zu tun hat und sie können schlafen gehen ohne sich noch den Kopf zu zerbrechen!

Beim Essen sitzen alle an einem runden Tisch, diese Form ist aber auch schon wegen der Art die Speisen zu servieren von Vorteil. In Europa bestellt meistens jeder nach seinem Geschmack sein eigenes Gericht, oder es wird ein Buffet angeboten, das aber sehr viel Unruhe in die Runde bringt, da jeder aufstehen muss um sich etwas zu essen zu holen.

In China werden mehrere Speisen wie eine Art Buffet, auf einer runden Glasplatte serviert, die in der Mitte des Tisches drehbar gelagert angebracht ist.

Alle sitzen also an einem runden Tisch, können sich beim Gespräch ansehen ohne den Kopf zu verrenken und gleichzeitig auch noch von den verschiedenen Speisen kosten die dort offeriert werden. Niemand ist benachteiligt weil er sich auch vielleicht lieber das Gericht des Nachbarn bestellt hätte oder weil er sich am falschen Platz fühlt! Dabei muss jeder noch auf jeden achten wenn er die Platte bewegen möchte um eine bestimmte Speise zu sich zu drehen, dieser Umstand lehrt die Personen an diesem Tisch einander zu achten.

Essen hat und ist in China eine große Tradition und wird mit Vorliebe praktiziert, es wird jeder noch so kleine Anlass dazu genutzt zu einem Essen einzuladen. Dabei sollten Sie jedoch ein paar Regeln beachten um nicht in ein oder mehrere Fettnäpfchen zu treten oder gar völlig hinein zu stolpern.

Ein solches Bad in einem Fettnapf habe ich einmal erlebt. Ein Arzt wurde nach einer Vorlesung zu einem Essen eingeladen, wie schon gesagt nahmen alle Gäste an dem runden Tisch platz, es wurden die Speisen auf der genannten Glasplatte serviert, unter anderem auch Pekingente. Nachdem der Gastgeber das Essen eröffnet hatte nahm sich der Arzt die ganze Pekingente auf seinen Platz und begann diese zu verspeisen! Die anderen Gäste schauten – ich kann den Ausdruck kaum beschreiben – spartanisch, verdutzt, verärgert, wie auch immer, aber der Arzt der diese Blicke nicht mitbekam und das Kind auch schon vollkommen im Brunnen ertrunken war, nahm mit dieser Geste ein Vollbad in einem Fettnapf wie ich es vorher noch nicht erlebt hatte!

Gut fangen wir mit dem Beispiel der Pekingente an. Erstens sollten sie nie die ganze Speise auf ihren Platz stellen, sondern immer nur ein wenig mit den Essstäbchen, oder wenn sie diese nicht verwenden können, dann mit einem geeigneten Werkzeug wie Gabel oder Löffel, in ihr Essschälchen befördern.

Damit aber noch nicht genug, denn die Art Pekingente hier in China wird auch noch anders gegessen und gilt auch als Spezialität und Höhepunkt eines Essens. Dabei wird nur die Haut der Ente in einen kleinen Teigfladen gelegt, mit etwas Soße bestrichen, zusammen gerollt und dann verzehrt. Der Rest der Ente wird nachdem die Haut verzehrt wurde in die Küche zurück getragen und zu einem anderen Gericht verarbeitet. Es gibt dazu auch noch eine Variation mit einem kleinen Spanferkel.

Zunächst sollte jedoch das Besteck erwähnt werden. Meistens besteht ein Gedeck aus einem kleinen Teller, der für die Abfälle wie Knochen und so weiter vorgesehen ist. Daneben befindet sich ein kleines Essschälchen mit einem Porzellanlöffel in das die einzelnen Häppchen gelegt werden um sie dann mittels dieser Schale und den Essstäbchen zum Mund zu führen. Auf Deutsch gesagt besteht die Möglichkeit die Schale an den Mund zu halten und das Essen mit den Stäbchen in den Selbigen hinein zu schieben – und niemand wird ihr Verhalten als Ungebührend bezeichnen! Sollte ihnen etwas auf den Tisch fallen, lassen sie es liegen, dieser Happen gilt als verunreinigt!

Weiter steht vor jedem ein oder mehrere Trinkgefäße sowie die schon erwähnten Essstäbchen, das Allround-Esswerkzeug der Chinesen. Sollten sie diese nicht benutzen können, bitten sie um europäisches Besteck, meistens ist es zu bekommen und wird ihnen auch gerne gereicht. Die Gedecke können leicht variieren, aber in der Regel werden sie diese so in den Restaurants an den Tischen vorfinden. Die Essstäbchen verdienen es ein eigenes Kapitel zu bekommen und werden nachher noch eingehend erwähnt.

Nun zu dem Aufeinander-Achten am Tisch. Je mehr Personen sich an einem runden Tisch befinden, desto interessanter wird es. Als Gast wird ihnen bei Speisen die neu serviert werden der Vortritt gelassen sich etwas davon aufzufüllen. Danach sollten sie darauf acht geben, wenn sie die Glasplatte bewegen um ein Gericht zu sich zu drehen, dass sie keinem anderen Gast gerade in dem Versuch sich ebenfalls etwas Essen aufzufüllen unterbrechen, dieses gilt als unhöflich!

Ebenso sollten sie alle dargebotenen Speisen wenigsten probieren, schmeckt es ihnen nicht wird niemand beleidigt sein, wenn sie nicht mehr davon essen möchten. Es gibt bei einem Essen so viele unterschiedliche Gerichte, das für jeden Geschmack etwas dabei ist.

Bei den Gerichten spielt das Yin und das Yang eine große Rolle, verspricht die Ausgewogenheit der Speisen und somit der Energien eine gesunde Ernährung. Daher werden sie neben Schweinefleisch und Huhn auch Gemüse und Fisch finden.

Reis wird erst später oder gar nicht gereicht, denn Reis gilt nur als Sattmacher und bei einem großen Bankett wird der Gastgeber soviel bestellen, dass er es nicht für nötig hält seine Gäste mit ordinärem Reis voll zu stopfen.

Da wären wir auch schon bei dem nächsten wichtigen Punkt. In Europa sollte immer alles aufgegessen werden um dem Gastgeber zu zeigen das Essen hat geschmeckt. Wenn in China das Essen völlig verzehrt würde, sagt es dem Gastgeber – du hast nicht genug zu Essen bestellt! Also essen sie nie alles auf! Wenn ihnen ein Gericht besonders gut schmeckt, dürfen sie davon auch den letzten Krümel essen, aber insgesamt sollte immer etwas übrig bleiben – auch wenn es heißt dass sie hungrig den Tisch verlassen. Ein völlig leergefegtes Buffet beleidigt den Gastgeber!

Wenn sie zeigen wollen dass ihnen das Essen schmeckt, dann schmatzen sie und reiben sich über den Bauch. Ja sie haben richtig gelesen, schmatzen und schlürfen ist in China nicht nur erlaubt, sondern auch erwünscht, ist es doch ein Lob an den Koch und ein Ausdruck davon, das ihnen das Essen schmeckt! Die Tischsitten der Chinesen werden uns Europäern sowieso etwas komisch vorkommen, aber so ist es in diesem Land!

Schweifen wir einmal kurz zu den Speisen selber ab, denn einige Fleischgerichte können sie vor dem Kochen lebend begutachten. In der Guangdong Provinz werden sie Fische, Krebse, Hühner und sonstige Kleintiere in Aquarien oder Käfigen vor den Restaurants und auch in einigen Supermärkten lebend ansehen und aussuchen können – so ist Frische garantiert. Sie werden wenig Tiefkühlkost sowie Konserven finden, meistens kommt das Essen frisch auf den Tisch.

Bei besonderen Speisen, die für uns Europäer denn auch noch gewöhnungsbedürftig sind, wird ihnen bestimmt als Zusatz erklärt für welche ihrer Körperregionen dieses Gericht gesundheitsfördernd ist, denn alles was die Chinesen essen ist auch gesund!

Tierfreunde werden bei dem Gedanken einen Hund zu essen auf die Barrikaden gehen. Ich gebe nur eines zu bedenken, nach dem zweiten Weltkrieg gelangte in Deutschland aus Mangel an Nahrungsmitteln so mancher Hund oder Katze in den Kochtopf. In China ist es nicht anders, zu Mao Zedongs Zeiten wurde die Bevölkerung dermaßen geknebelt, dass sie zu hunderttausenden an Hunger starben. So wurde alles was nicht schneller laufen konnte als ein hungriger Chinese, als willkommene Beilage zu jeder Pflanze die der Sonne entgegenstrebte, in einem Kochtopf zum Sonntagsessen.

Heute findet ein Umdenken statt, immer öfters beobachte ich Bürger die einen Hund als Freund an der Leine spazieren führen. Freilaufenden Artgenossen jenes ausgeführten Hundes, wird Chinese auch nicht mit dem Hackbeil nachstellen. Wenn ein Hund als Speise dient, so ist es eine spezielle gezüchtete Rasse. Inder werden uns auch nicht verstehen, wenn wir die Augen vor Entzückung verdrehen, bekommen wir ein Roastbeef fein mariniert auf Pfifferlingen serviert!


Teil 1...
 
...Teil 2

Sei hier noch die gesellige Art des chinesischen Fondue erwähnt – ich nehme immer mit Freuden an einem solchen Festessen teil! Fast jeder Tisch ist schnell dafür hergerichtet, entweder besitzt das Möbelstück eine integrierte Einrichtung die Holz- oder Gasbetrieben ist, oder ein Gaskocher wird nebst dazugehöriger Flasche, die vorher von einem Motorrad Akrobaten angeliefert wurde, geschwind auf dem Tisch platziert.

Nun wird ein Topf mit würziger Brühe auf den Kocher gestellt und ein Kellner wird rohe Zutaten auf einem Servierwagen zu dem Tisch stellen. Nach und nach werden dann im Laufe des Mahls die Zutaten in dem Topf gegart und mit Schaumlöffel oder Stäbchen heraus gefischt, um gewürzt mit einem Dipp schmatzend verspeist zu werden – ein Hochgenuss!

Da Chinese mit seinen Essstäbchen die Speisen nicht zerschneiden kann, müssen die Gerichte von den Köchen mundgerecht zubereitet werden. Das bedeutet meistens klein hacken, weswegen in jeder Küche mehrere Hackbeile zu finden sind. Dabei wird keine Rücksicht auf Knochen und Gräten genommen, alles fällt der Zerkleinerungswut der Köche zum Opfer.

Bei Hühnerknochen ist es besonders unangenehm, denn diese splittern wie verrückt! Sie merken es spätestens wenn sie einen solchen Leckerbissen im Mund haben. Da die Chinesen sich aber nicht mit den Fingern im Mund rumpulen möchten um diese Knochensplitter zu entfernen, haben sie eine ganz andere Technik zur Perfektion gebracht diesem Problem entgegen zu treten – sie spucken die Knochen einfach aus! Diese Methode ist für uns Europäer, die es gewohnt sind mit Messer und Gabel zu essen sehr gewöhnungsbedürftig, aber wie gesagt so isst China eben.

Neben dem Schmatzen, Spucken und Schlürfen ist das Nase schnäuzen bei Tisch total verpönt. Sich bei Tisch die Nase zu putzen gilt als unschicklich, auch wenn sie dort fast immer Papiertaschentücher vorfinden, diese sind aber als Servierte gedacht. Wenn sie sich die Nase putzen müssen, wenden sie sich vom Tisch ab, besser ist es dazu den Tisch zu verlassen und sich auf die Toilette zu begeben.

Apropos Toilettenpapier, wundern sie sich nicht wenn eine solche Rolle in einem Behälter auf einem Tisch steht, es gilt auch als Ersatz in Form von Meterware der schon für uns zweckentfremdeten Papiertaschentücher als Servierte.

Essen hat in China eine große Bedeutung und Tradition, es ist immer ein geselliger Anlass bei dem auch viel getrunken und geredet wird. Es bleibt keine Zeit erst den Mund zu leeren um dann zu sprechen, folglich kann Chinese sich besser beim Essen unterhalten, wenn er mit vollem Mund spricht.

Wenn sie längere Zeit in China verweilen passen sie auf wenn sie nach Hause kommen – dort gelten wieder andere Tischregeln!

 

Eines für Alles

Den Essstäbchen sollte hier ein eigenes Kapitel gewidmet sein, denn sie sind nicht nur ein Teil der chinesischen Kultur, sondern spiegeln bildlich gesehen auch die Mentalität und das Wesen der Chinesen selber wider!

Essstäbchen sind seit ewiger Zeit bei den Chinesen als Esswerkzeug in Gebrauch, schon die kleinen Kinder werden mit ihnen, anstatt eines Löffels wie in Europa üblich, gefüttert. Der Chinese wird mit den Essstäbchen geboren, feiert seine Feste mit ihnen und stirbt mit ihnen, die Essstäbchen bestimmen sein ganzes Leben – ist es da nicht auch nahe liegend zu erwarten das dieses Werkzeug sein Wesen darstellt?

Essstäbchen werden und wurden aus vielen Materialien hergestellt. Der Kaiser aß mit Stäbchen aus Elfenbein geschnitzt mit verzierten Enden aus Gold. Der einfache Mann oder Frau, begnügte sich mit Stäbchen aus allen Arten von Holz oder Knochen.

Wie damals so auch heute werden Essstäbchen aus Bambus hergestellt, bietet Bambus doch einen schnell nach wachsenden und gut geeigneten Rohstoff für deren Herstellung. Wenn sie sich einmal überlegen das jeder Chinese seine Essstäbchen aus Holz oder Bambus nur einmal am Tag gebraucht, das heißt bei drei Mahlzeiten am Tag braucht durchschnittlicher Chinese drei Paar Essstäbchen – über 1,5 Milliarden Menschen – ohne Japaner, Koreaner, Vietnamesen und so weiter mit zu bedenken, eine unvorstellbare Menge!

Die moderne Technik schafft Abhilfe, heute werden in Asien Essstäbchen aus Kunststoff hergestellt, diese können wie unser Besteck gespült und öfters verwendet werden. Es gibt Essstäbchen auch in Metall ausgeführten Variationen, diese sind aber nicht so beliebt und fristen ihr Dasein meistens als verstaubte Ladenhüter.

Lassen sie uns das Wesen der Essstäbchen und somit auch den Spiegel der Chinesen genauer betrachten. Essstäbchen sind von langer und schlanker Form, nur in Südchina sind die Menschen kleiner. An den Enden sind sie abgerundet und besitzen so keine gefährliche Spitze, jedoch mit Kraft und Schnelligkeit geführt können sie so manches Mal eine tödliche Wirkung erzielen.

Essstäbchen können wie schon erwähnt aus vielen Materialien hergestellt werden. Sie werden in einer Vielfalt von Farben, schlicht oder reich verziert, aus einem Stück oder Multiplex, für Erwachsene oder Kinder, handgefertigt oder maschinell hergestellt.

Europäer benutzen mehrere Arten von Werkzeugen zur Nahrungsaufnahme, ein Jedes für eine bestimmte Art oder Gebrauchsweise spezialisiert. In China gibt es fast nur ein Werkzeug zum Essen, eine neue Variante könnte ein hohles Stäbchen sein, so könnten Suppen damit getrunken werden – aber es geht auch indem eine kleine Schüssel zum Mund geführt wird.

Essstäbchen sind nicht nur in der Nahrungsaufnahme ausgereifte Multiwerkzeuge, auch in anderen alltäglichen Bereichen finden sie ihre Verwendung. Einmal um langes Haar zum Dutt aufgewickelt zu halten, ein anders Mal um die Toilettentür zu verschließen, weil der Splint abhanden gekommen ist.

Eine Geschichte aus der Vergangenheit zeugt von der Vielseitigkeit der Essstäbchen.

Der Sohn Feng der Familie Ming ging in ein Kloster um dort Kung Fu zu lernen. Der dort ansässige Meister Zhang hatte aber kein Interesse den jungen Bauern zu unterrichten, er hielt Ming Feng für einen Trottel. So gab der Meister ihm die Aufgabe, Feng solle die Fliegen auf der Toilette mit Essstäbchen fangen, wenn er diese Aufgabe bewältigt habe, sei er bereit zum Kung Fu Training. Der junge Mann machte sich gleich an die Aufgabe, mit einen Paar Stäbchen begab er sich zur Toilette und versuchte mit den Stäbchen Fliegen zu fangen.

Jeder Leser, der den Film „Karate Kid“ schon gesehen hat, dürfte jetzt eine Szene aus dem Film vor Augen haben. Eine solche Aufgabe zu bewältigen scheint bei der Schwierigkeit die ich alleine schon bei dem Versuch hatte, geölte Erdnüsse mit Stäbchen zu essen – unmöglich!

Aber Ming Feng übte jeden Tag fleißig Fliegen mit Stäbchen zu fangen. Nach sechs Monaten hatte er zum ersten Mal Erfolg, er fing seine erste Fliege mit Stäbchen! Ein einmaliges Gelingen schien ihm aber nicht genug, denn er konnte es seinem Meister wahrscheinlich nicht beweisen. So übte er Tag für Tag, Woche für Woche und Monat für Monat.

Nach fünf Jahren harten Training war aus dem jungen Bauer Ming Feng ein wahrer Meister der Essstäbchen geworden, er fing jede Fliege mit so einer Schnelligkeit, das die zweite Fliege noch nicht einmal sah wie die erste Fliege gefangen wurde. Mit diesem Können ging er zum Meister Zhang und sagte zu ihm: „Meister ich kann jetzt Fliegen mit Essstäbchen fangen. Werde ich jetzt in Kung Fu trainiert?“

Der Meister war erheitert über Feng, er hatte selber doch schon nach einem Jahr Übung eine Fliege gefangen und der trottelige Bauer hat fünf Jahre dafür gebraucht. Der Meister wusste natürlich nichts von der Perfektion die Ming Feng in den vielen Jahren erreicht hatte.

Zu dieser Zeit wurde das Kloster von Barbaren angegriffen, mit Pfeil und Bogen aus einer Entfernung abgeschossen, die kein noch so guter Kung Fu Kämpfer überbrücken kann, hatten die Bewohner des Klosters dem Angriff nichts entgegen zu setzen. Nur einer war in der Lage den Angriff abzuwehren, Ming Feng. Mit seiner Fertigkeit fing er jeden Pfeil der Angreifer mit den Essstäbchen auf und so wurde aus dem scheinbar trotteligen Bauern – ein Held!

Ob die Geschichte wahr oder ein Märchen ist, kann ich nicht sagen, stellt sie aber doch drei wichtige Merkmale der Chinesen dar, einmal die Beharrlichkeit, einmal den Fleiß und zum Anderen den Sinn Dinge des alltäglichen Lebens improvisiert so einzusetzen das sie einen durchschlagenden Erfolg damit erzielen können.

Essstäbchen werden von uns als primitiv belächelt, doch in der Hand eines Meisters werden sie selbst zu Wundern. Essstäbchen sind so vielseitig und individuell – wie ihre Benutzer!

Eine kleine Variante sind die Zahnstocher, sie werden sie an allen Orten finden, an denen die Möglichkeit besteht Speisen einzunehmen, egal in welcher Form! Zahnstocher sind nicht einfache Holzpinne um die Zahnlücken von Essensresten zu befreien, sie sind teilweise aufwendig verzierte Miniaturausgaben der großen Brüder – sie können aber auch ihre Zähne damit reinigen.
 

Zwei Hände

Eine andere Geste die sie beherzigen sollten ist die, wenn ihnen jemand etwas mit zwei Händen gibt, dann nehmen sie den Gegenstand auch mit zwei Händen entgegen. Wenn sie genau hinschauen werden sie bemerken dass die Chinesen diese Geste sehr oft anwenden.

Wenn sie eine Visitenkarte überreichen, tun sie es mit zwei Händen. Wenn sie eine Schale Reis anbieten, so tun sie dieses mit zwei Händen. Wenn sie Wechselgeld in einem Supermarkt von einer Kassiererin gereicht bekommen, wird sie ihnen dieses mit zwei Händen entgegen halten.

Die Geste bezeugt Respekt, Respekt dem Gegenüber und auch Respekt dem Gegenstand. Wenn sie Reis nicht mit zwei Händen entgegen nehmen, so erweisen sie sich dem täglichen Brot als respektlos. Wenn sie eine Visitenkarte locker mit einer Hand abgeben, zeigen sie sogar sich selbst gegenüber Respektlosigkeit!

Möchten sie dass sie respektiert werden, bringen sie Respekt entgegen. Es sind meist die kleinen Gesten im Leben und das chinesische Leben steckt voll von ihnen – es sind nur kleine Gesten, aber mit einer großen Wirkung!


Und mal ehrlich gesagt, wer bekommt nicht lieber zwei Hände gereicht als nur eine Hand?
 

Ehrlichkeit beweisen

Kommen wir zum Trinken, Essen und Trinken gehören zusammen. Moment sie werden sich fragen was hat Ehrlichkeit mit Trinken zu tun? Bei uns Europäern nichts, bei den Chinesen viel!

Diese Erkenntnis erlangte ich bei einer Jahresabschlussfeier einer Fabrik für die ich meistens tätig bin. Auf solch einer Feier werden auch alle Zulieferfirmen eingeladen und manche Firmeninhaber kannte ich persönlich von Besuchen der Fabriken um das ein oder andere Problem zu besprechen. Dabei fiel über einen Zulieferer die Bemerkung, mir wäre es zu verdanken dass wir einen sehr guten Preis bekommen hätten. Die Bemerkung verstand ich nicht so ganz, hatte ich doch bis dahin an noch keinen Preisverhandlungen teilgenommen, ich ließ mir die Geschichte erklären.

Folgendes hatte sich zugetragen, ein Produkt das wir von dieser Firma bezogen musste etwas verändert werden. Dazu wurde ich beauftragt bei einem Treffen in der Fabrik mit den dortigen Technikern diese Veränderungen zu besprechen. Der Inhaber erfuhr dass ein Ausländer seine Fabrik besuchen wollte und nahm an der besagten Sitzung ebenfalls teil.

Nachdem alle Änderungen besprochen waren, lud der Chef zum Mittagessen ein, wie gesagt es wird jeder noch so kleine Anlass dazu benutzt zu einem Essen einzuladen. Bei dem Essen begann wie auch schon oft erlebt ein Trinkgelage – bis dato kam mir das immer etwas seltsam vor, das teilweise schon Mittags mit dem Trinken begonnen wurde. Nun der Chef bestellte Bier und Schnaps und prostete mir immer wieder zu mit den Worten „Gan Bei“, was soviel wie „trockne dein Glas“ heißt, also ex und hopp!

Durch meine größere Leibesfülle gegenüber den Südchinesen, die wie bei uns die Südeuropäer auch kleiner im Wuchs sind als wir Deutschen, kann ich mehr Alkohol vertragen. Dieses habe ich schon vorher bei ähnlichen Banketten mit Wohlwollen immer wieder festgestellt, blieb mir doch ein übler Kater morgens erspart, da eben diese Gelage früher endeten als mit gleich gewogenen Menschen.

Auch der Chef mit dem ich hier um die Wette trank, denn anders kann ich das nicht bezeichnen, musste feststellen das er schneller dem Alkohol unterlag als der Ausländer. Auf Deutsch gesagt er lag unter dem Tisch – und er freute sich auch noch darüber, dass ich ihn unter den Tisch getrunken hatte! Ich verstand damals die Welt nicht so ganz, aber nahm die Begebenheit hin und verabschiedete mich nach dem Essen.

Was hat die Geschichte mit einem guten Preis zu tun? Eben diese Frage stellte ich mir auch als ich davon hörte. Zur Antwort bekam ich folgendes, wenn zwei Chinesen zusammen trinken beweisen sie ihre Ehrlichkeit gegenüber dem Anderen! Das trifft nun auch auf Ausländer zu und da ich mehr vertragen konnte als der Chef, habe ich mich als sehr ehrlich erwiesen, aus diesem Grund bin ich seit diesem Essen auch sein bester Freund. Und guten Freunden gibt Chinese einen guten Preis, so habe ich indirekt in die Preisverhandlungen eingegriffen.

Ein Geschäft wird erst beim Essen nach den Verhandlungen richtig besiegelt, „begossen“ ist ein besserer Ausdruck. Trinken sie dabei nie alleine für sich, suchen sie sich immer ein „Opfer“ dem sie zuprosten, die anderen Gäste werden es nicht anders handhaben. Wenn sie jemandem diese Geste verweigern, werden sie ihn beleidigen, es ist ein Ausdruck von „Du bist mir nicht gut genug um mit dir zu Trinken“. Sollten sie ein absoluter Antialkoholiker sein, stellen sie diesen Umstand vor dem Essen klar, es wird akzeptiert aber zum Nachteil gedeutet. Nach dem Essen entscheidet sich ein Geschäft und auch der Preis einer Ware erst richtig!

Ich möchte ihnen den Zusammenhang hier noch einmal vor Augen führen, denn in China können sie Tradition und Business nicht trennen. Sind sie mit den Umgangsregeln der chinesischen Tradition vertraut, werden sie besser Geschäftsverhandlungen und Ergebnisse erzielen!

Zum Thema Getränke gibt es noch weitere wichtige Aspekte. Zu einem wäre der Flüssigkeitsstand in einem Glas genauer zu betrachten.

Bier und Schnaps werden immer randvoll eingeschenkt, wobei in China auf die Schaumkrone eines schön gezapften Blonden verzichtet wird, diese tragen hier höchstens die Wellen. Dieser Überschuss bezeugt Respekt seinem Gegenüber!

Tee hingegen wird nicht randvoll eingeschenkt, sollte dieses im Laufe eines Abends dann doch passieren, ist dieses ein Ausdruck von „Jetzt waren sie lange genug hier, es wird Zeit nach Hause zu gehen“. Der Alltag im Land des Lächelns ist voll von aussagekräftigen Gesten!

Eine weitere Form der Ehrerbietung während eines Trinkgelages oder auch anlässlich geringerer Formen der Flüssigkeitsaufnahme wird erbracht in dem sie beim Anstoßen der Gläser versuchen mit ihrem Glasrand unter dem Glasrand ihres Mitstreiters zu gelangen. Es kann vorkommen, dass sie bei einem solchem Versuch nur noch durch den Tisch oder den Fußboden an der beiderseitigen Abwärtsbewegung der Gläser gehindert werden. Haben sie diese Verrenkung unbeschadet überstanden winkt ihnen dafür – Respekt und Anerkennung!
 

Finger klopfen

Nicht das Spiel, welches dem Ein oder Anderen jetzt einfällt, ist damit gemeint sondern eine ganz andere Geschichte.

In der Vergangenheit hatte es der Kaiser satt immer von seinen Höflingen umgeben zu sein, so beschloss er sich so anzukleiden wie das normale Volk und sich heimlich aus dem Palast zu stehlen. Der Kaiser konnte endlich ungehindert des höfischen Protokoll spazieren gehen und die Menschen beobachten.

Zur Mittagszeit begab er sich in eine Teestube da er Durst verspürte, aber die Stube war zu dieser Zeit gut besucht und der Kaiser fand den letzten freien Platz am Tisch einer alten Frau. Als er diesen Platz eingenommen hatte nahm er die Teekanne um sich Tee einzugießen, dabei bemerkte er dass die Tasse der alten Frau auch leer war. Also goss er kurzer Hand der Frau auch Tee ein.

Die Frau jedoch erkannte das ihr gegenüber der Kaiser saß sie konnte sich aber nicht bedanken, da sie gerade den Mund voll hatte. So klopfte sie aus Dank mit dem Zeige- und Ringfinger auf den Tisch und deutete mit den Fingern gleichzeitig einen Kniefall an, indem sie nicht mit den Fingerspitzen sondern mit den Gelenken auf den Tisch klopfte.

Die Geschichte stellt einen kleinen Teil der chinesischen Kultur dar. Denn seit der Zeit bedankten sich zuerst die Untergebenen bei ihren Vorgesetzten wenn diese ihnen etwas zu Trinken einschenkten. Die Geste wurde als sehr schön erachtet und alsbald benutzten nicht nur die Untergebenen die Geste, sie wurde von den Menschen allgemein aufgegriffen und angewendet.

Außer in einem Restaurant gegenüber dem Personal, wird dieses nicht praktiziert, da es dessen Aufgabe ist Getränke nach zu gießen. Zur Anmerkung, wenn sie die Geste gegenüber dem Personal eines Restaurants anwenden wollten, wären sie nur noch am Klopfen. Achten sie einmal bei einem Essen darauf wie unauffällig sich die meisten Angestellten bewegen. Sie haben gerade etwas getrunken, ihr Glas ist halb voll, sie wenden eben den Blick zu ihrem Nachbarn und wenn sie wieder auf den Tisch sehen bemerken sie, ihr Glas ist wieder gefüllt.

Ist es einmal an ihrer Reihe zu bezahlen, geben sie kein Trinkgeld. Der Stolz der Angestellten würde dabei verletzt, sind sie doch der Meinung sich ihr Geld durch Arbeit zu verdienen. Diese Einstellung ändert sich bei dem Personal, dem sie in Hong Kong oder andern westlicheren Großstädten begegnen.

Wenn sie in einer Runde sitzen und ihnen jemand etwas zu Trinken einschüttet, bedanken sie sich mit jener Geste der alten Frau. Wenn sie dann noch den erstaunten Blicken die auf sie gerichtet sein werden die Geschichte erzählen können, wird jeder sie fast für einen Chinesen halten. Auf jeden Fall für einen Menschen der Offenheit für andere Kulturen zeigt und somit Respekt verdient – wie die Kultur!
 

Füße waschen

Es gibt verschiedene Arten der Entspannung nach der Arbeit. Die Chinesen können lange Arbeiten, meistens zehn bis vierzehn Stunden am Tag und mindestens sechs Tage in der Woche, aber sie wissen auch sich zu entspannen.

Sei es nur die kleine Geste einen „heißen Wachlappen“ vor dem Essen zu reichen, um damit Gesicht und Nacken etwas zu beruhigen.

Entspannung zwischen durch können sie sehr gut bei einem Frisör erleben – sie haben richtig gelesen, bei einem Frisör! Diese Geschäfte können sie an den rotierenden Leuchten rechts und links neben dem Eingang erkennen. Sie können eben nicht nur zum Haare schneiden einen Barbier aufsuchen, sondern auch um eine kleine Massage zu genießen. Vor dem Haare schneiden legt sich Chinese auf eine Liege und bekommt ordentlich den Kopf gewaschen, dieses ist kein negativer Vorgang!

Die Dame oder der Herr wird ihnen nicht nur einfach lieblos die Haare waschen, sondern sie auch mit einer ausgedehnten Kopfmassage verwöhnen. Meistens erfolgt dann noch eine Massage der Arme, Beine und nach dem sie sich umgedreht haben, auch eine Rückenmassage. Erst danach werden sie zum Schneiden ihrer Haarpracht gebeten.

Sie können das ganze Programm auch ohne Haare schneiden bestellen und um eine Gesichtsmassage erweitern. Nach einer Stunde sind sie wieder fit für den nächsten Tagespunkt.

Eine ähnliche Verfahrensweise wird beim „Füße waschen“ geboten. Der Raum in dem sie zu diesem Ritual geführt werden gleicht eher einem Wohnzimmer, ausgestattet mit bequemen Ohrensesseln, Fernsehern und teilweise sogar mit Computern und Internetzugang.

Haben sie sich in einem der Sessel nieder gelassen, können sie in einigen Etablissement zwischen verschiedenen Arten von Wasser wählen, es gibt unter anderem Kräutertinkturen, Duft- Pflege- oder Heilbäder, also Wasser in dem die Füße gebadet werden, nicht zum Trinken. Aber auch daran wird es nicht mangeln, Getränke und kleine Speisen werden immer gereicht. Haben sie ihre Wahl getroffen, wird eine junge Dame einen Bottich bringen, bevor sie ihre Füße hineinstellen werden ihnen die Schuhe und Strümpfe von der Dame ausgezogen und die Hosenbeine hoch gekrempelt. Lassen sie die Prozedur von der Dame machen, es gehört zu ihrer Arbeit und die Chinesen bestehen zumindest in dieser Branche darauf ihre Arbeit vollständig und gut zu verrichten.

Sind ihre müden Füße im Wasser werden sie gebeten sich von dem Sessel auf einen Hocker zu setzen, damit sie eine Rückenmassage genießen können. Ist diese beendet, dürfen sie wieder in dem Sessel Platz nehmen und können sich ganz dem Tun der Dame hingeben. Während sie die dargebotenen Speisen verzehren und dem Fernsehprogramm folgen, wird ihnen eine Arm und Beinmassage zuteil werden. Der Höhepunkt ist dann eine ausgiebige Fußzonen Reflexmassage, die nicht nur ihrem Fuß sondern dem gesamten Körper zugute kommt.

Die Dauer einer solchen Wohltat beträgt je nach Bezahlung meistens zwischen ein bis zwei Stunden – danach können sie die gesamte große Mauer abschreiten!
 

Karaoke

Eine andere Art der Entspannung, die sich neben Ping Pong, Basketball und Snooker zu einem wahren Volkssport entwickelt hat, ist der Gang in eine Karaoke-Bar. Oft wird die Art der Zusammenkunft nach einem Geschäftsessen oder am Samstagabend zelebriert. Dazu finden sich die Chinesen in einer Art Großraumdisco oder in kleinen Separees ein.

Die Separees verdienen es näher beschrieben zu werden, denn neben der Einrichtung eines solchen Raumes verblassen viel Wohnzimmer!

Zuerst die Erwähnung des Lichtes, hiermit erschaffen die Innenarchitekten eine warme, gemütliche Atmosphäre, der sie sich schwer entziehen können. Indirektes Licht ist das vorherrschende Thema, dazu gesellen sich wohl platzierte gut versteckte Spots, um bestimmte Highlights wie Bilder hervorzuheben, oder um Tische zu beleuchten. Wände und Decken sind nie in einer Linie geformt, sondern besitzen immer Vertiefungen oder Erhebungen um Lichtquellen aufzunehmen und so eine gemütliche Atmosphäre durch indirektes Licht zu schaffen.

Oft werden die Wände auch von aufwendigen Reliefs geschmückt, die in vieler Art von Werkstoffen zum Ausdruck kommen. Integriert sind ein oder mehrere Flachbildschirme oder eine Leinwand, auf die ein Beamer Bilder projiziert, die in Verbindung mit einer Computer unterstützten Soundanlage das Herzstück eines jeden Raumes bilden.

Die Einrichtung besteht aus eleganten und sehr bequemen Polstermöbeln, die so platziert sind, das immer ein freier Blick auf den Bildschirm gewährleistet ist, denn dieser wird das abendliche Geschehen entscheidend mitgestalten. Hinter einem oder mehreren Tischen, dieses richtet sich auf die Größe des Separees, befindet sich zum Teil hochlehnige Sofas mit weichen Kissen die zum längeren Verweilen einladen. Damit sich Gäste auch vor den Tisch setzen können werden Hocker bereitgestellt, die durch das Fehlen der Rückenlehne die Sicht auf den Bildschirm nicht beeinträchtigen – die Gäste auf den Hockern können eine Sehstörung dann schon eher verursachen.

Kleinere Beistelltische, manchmal mit Tischleuchten dekoriert, sowie Stehleuchten runden das Bild eines Separees ab. Zu erwähnen ist noch die separate Toilette die zu jedem Separee dazu gehört, die Tür kann durch ihre Form und Gestaltung so in einer Wand integriert sein, das sie den Eingang zur Toilette verzweifelt suchen werden.

Eine Marotte ist es einen ganzen Schwung von Bier zum Start des Abends zu bestellen und auch schon zu Beginn alle Flaschen zu öffnen. Eine Abwandlung dessen währe dann mit Rotwein zu benennen, der auch schon mal mit Sprite gemischt wird – was die ganze Sache ein wenig erträglicher macht, denn der chinesische Rotwein ist für unsere Gaumen gemischt mit Sprite eher erträglich, ist der Geschmack des puren Weines wie zum Beispiel der Marke Great Wall, dem einer neuen Sorte Essig sehr ähnlich.

Ein französischer Freund aus dem Bereich Weingeschäft hat mal gesagt, die Europäer hätten zweitausend Jahre benötigt um zu lernen aus Zucker einen anständigen Wein herzustellen, die Chinesen benötigen jedoch nur zwei Sekunden um aus einem Wein Zuckerwasser zu machen!

Als weitere Zutaten für den Abend werden Schalen mit Früchten, Erdnüssen und teilweise anderen undefinierbaren „Knabbereien“ auf die Tische geladen. Knabbereien in China benötigen ein eigenes Kapitel, denn die Vielfalt und gänzlich andere Art als die der Deutschen sollte vorsichtshalber gut erklärt sein!

Als besonderer Service in einer Karaoke-Bar kann es sein, das ihnen eine junge Frau zur Seite gestellt wird, die sich dann nur um ihre Belange kümmert, sprich ihnen die Getränke nachfüllt und Obst oder sonstige Dinge reicht. Nachdem für das leibliche Wohl gesorgt ist, fehlen nur noch die Mikrofone und Würfelbecher.

Letzteres wird zu einem wohlfeilen Spiel benötigt dessen Beherrschung ein gutes Pokerface und etwas Erfahrung voraussetzt. Hier zur Anleitung des Spieles ein paar Erklärungen, in jedem Becher befinden sich fünf Würfel, nicht mehr und nicht weniger. Jeder Mitspieler bekommt einen Becher, den er sogleich umgestülpt auf den Tisch und sich aus Vorfreude in die Polster schleudern wird.

Sinn und Zweck des Spieles ist es natürlich jemanden verlieren zu lassen, derjenige muss dann einen Schluck aus seinem Glas nehmen – eine angenehme Art zu verlieren. Nach dreimal trinken sollte jedoch das Glas geleert sein – dieser Umstand lässt das Verlieren dann doch wieder in einem anderen Licht erscheinen. Sprich verlieren sie oft, werden sie je nach Verfassung auch bald ihre Muttersprache verlieren!

Zu den Spielregeln, jeder hat also einen Becher mit fünf Würfeln vor sich, unter den er so schauen sollte, dass die Nachbarn nicht sehen welche Zahlenwerte sich unter dem Becher befinden. Eine „1“ ist als Joker zu rechnen, sie kann also jeden anderen Zahlenwert einnehmen. Die Reihenfolge der Wertigkeit bestimmt danach die numerische Reihenfolge.

Nun muss jeder Mitspieler erraten wie viele Würfel mit einem gleichen Zahlenwert sich insgesamt unter allen Bechern der Runde befinden. Einer beginnt mit seiner Ansage, dabei muss er den von ihm angenommenen Zahlenwert und die Anzahl der von ihm vermuteten Würfel mit diesem Zahlenwert nennen. Der nächste Spieler in der Runde kann die Vermutung glauben, muss dann aber in seinem vermuteten Ausspruch entweder den Zahlenwert oder die Würfelzahl der vorhergehenden Vermutung erhöhen. Glaubt er die Vermutung nicht, wird er alle dazu auffordern ihre Würfel zu zeigen um die Angabe zu überprüfen.

Verlierer ist natürlich derjenige, der Unrecht hat. Um die Schlagzahl nicht enorm hoch anzusetzen und damit den Abend vorschnell zu beenden, wird meistens bei der ersten Benennung eine Würfelzahl genommen die um eins höher ist als die der Mitspieler einer Runde.

Eine Ausnahme dabei ist wenn sie als ersten Zahlenwert die „1“ nehmen, hierbei gilt als Würfelzahl mit der angefangen wird, die Zahl der Mitspieler und die „1“ verliert bei dieser Ansage den Status des Jokers für diesen Durchgang.

Würfeln kann im wahrsten Sinne des Wortes bis zum Erbrechen gespielt werden, wann sie aus oder einsteigen liegt ganz bei ihnen. Eine alternative zum Selbertrinken wäre, wenn ihnen eine junge Frau zur Seite gegeben wird, dieser die Aufgabe des Trinkens zu übertragen.

Das Würfel spielen wird mit viel Freude ausgeübt, ebenso beliebt ist natürlich das Mitsingen, dieses ist der Hauptgrund um in eine Karaoke-Bar zu gehen und die Chinesen sind einfach begeistert von dieser Art der Unterhaltung und sich zu entspannen. Sie sollten nur auf eines vorbereitet sein – es wird laut!

Manch Einer versucht das Nichtvorhandensein einer guten Stimme mit maßlosem Gegröle wett zu machen und mit zunehmendem Alkoholspiegel steigt auch tendenziell die Bereitschaft sich an diesem Wettbewerb zu beteiligen, unter dem olympischen Motto „dabei sein ist Alles“!

Wenn sie ein geselliger Mensch sind und gerne feiern wird so ein Abend ein Erlebnis für sie, das jedes Schützenfest in den Schatten stellt. Die Chinesen wissen auch gut zu feiern!
 

Hühnerfüße contra Chips

In den Karaoke-Bars, Bier-Bars und Restaurants, außer bei den bekannten Fastfood Ketten die es zur Folterung des Gaumens schon reichlich in China gibt, werden Tee und Knabbereien fast wie selbst verständlich gereicht. Zu den Knabbereien ist jedoch einiges zu sagen, Erdnüsse sind uns in Europa als Knabberartikel durch aus bekannt, aber hier geht es schon los!

Erdnüsse werden nicht nur in der uns bekannten Variante geröstet und gesalzen angeboten, eine oft weit verbreitete Art der Zubereitung ist das Kochen als Ganzes. Die Erdnüsse werden „weich gekocht“, dieses wird in einigen Branchen auch mit Investoren und sonstigen Geschäftspartnern versucht, weich gekochte Erdnüsse sind jedoch dem gegenüber weit aus bekömmlicher!

Gern genommen sind auch Hühnerfüße jedoch ohne Huhn gegart. Eine Überlegung für ein lohnendes Geschäft zwischen China und dem „Wiener Wald“ wäre die Hühnerfüße nicht in Seife zu verwandeln, sondern frisch auf den chinesischen Tisch zu befördern. Als Knabberei wird auch eine in Stücke und Streifen geschnittene Schlangengurke, eingelegt oder mit einem Dipp serviert. Eine Portion Pommes Frites mit Ketchup werden sie ebenso in Bars offeriert bekommen.

Jegliche Art von Obst wird schön dekoriert in einer großen Schale angeboten, Melonen, Äpfel und Birnen gesellen sich dabei gerne zu Sternfrüchten, Weintrauben, Gurken und Cocktailtomaten.

Diese Speisen als Knabbereien zu bezeichnen fällt vielen Bürgern schwer, denken sie bei dem Begriff doch eher an all die Chips, Salzstangen und Cräcker die sich besser zum Verzehr vor dem heimischen Fernseher eignen.

Aber damit ist der Dinge noch nicht genug, denn diese doch schon anderen Speisen bilden nur die Spitze des Eisberges. Eingelegte Schweinezunge in Scheiben zerlegt, dünn gehobeltes Schweineohr und geviertelter Schweineschwanz sowie klein gehackte Schweinefüße bilden nur einen von vielen Pfeilern der Knabbereien.

Auch aus dem Bereich Wasser ist einiges uns Unbekanntes zu finden, Shrimps geben sich ein Stell-Dich-Ein mit Seetank, Muscheln, Krebsen und Schnecken.

Drachenaugen als Dessert angeboten ist da eine willkommene Abwechselung – sind sie den Litchis, einer Frucht, doch ähnlich.

Eine schöne Beschreibung dessen was Chinese, vor allem in der Guangdong Provinz, als essbar bezeichnet, ist folgender Ausspruch:

Auf der Erde ist alles essbar was vier Beine hat – und kein Stuhl ist!

Aus dem Wasser ist alles essbar was schwimmt – und kein U-Boot ist!

Aus der Luft ist alles essbar was fliegen kann – und kein Flugzeug ist!

In diesem Sinne – guten Appetit!
 

Über die Brücke gehen

Ein Mann Namens Li Wu war verheiratet und hatte ein Kind. Um einen besseren Beruf ergreifen zu können und so mehr Geld verdienen zu können, studierte er neben dem Fischfang in seiner freien Zeit sehr hart. Da Wu nicht Zuhause in dem kleinen Haus studieren konnte, denn sein Sohn war sehr lebhaft und störte Wu in seiner Arbeit, begab er sich zum Studium auf eine kleine Anhöhe in der Nähe des Hauses.

Auch die Frau hatte sehr viel zu tun, musste sie das Kind hüten, das Haus sauber halten und Essen kochen. Damit Li Wu so lange wie möglich ungestört lernen konnte brachte seine Frau das Essen immer zu der kleinen Brücke über dem Bach nahe des Hauses, die zu der Anhöhe führte, dort stellte sie das Essen ab und ging wieder nach Hause. Die Speisen bestanden meistens aus einer heißen Suppe gegen die Kälte des Abends, aus rohem Gemüse, manchmal ein gefundenes Vogelei und einem Stückchen Dörrfisch.

Eines Tages begab es sich, dass Frau Li ihrem Mann eine wichtige Mitteilung zu machen hatte, so wartete sie an der Brücke auf Wu. In der Zwischenzeit vertrieb sich der kleine Sohn die Zeit mit einem neuen Spiel. „Ich werfe alle Zutaten in die heiße Suppe!“ Als Wu zur Brücke kam, war das Spiel ausgespielt und das Abendessen verunglückt, aber wegen der Armut konnte er auf das Mahl natürlich nicht verzichten und aß es tapfer auf.

Hmmm – das schmeckte gar nicht übel, wurden doch alle rohen Zutaten in der heißen Suppe gegart! So wurde eine neue Speise erfunden und wird seit dem Tage unter dem Namen „Über die Brücke gehen“ bestellt.

Heute ist der Grundstock dieses Gerichtes eine große Schüssel sehr heißer Hühnerbrühe, Vorsicht nicht anfassen – Verbrennungsgefahr! Die Zutaten sind nach Region und Preis unterschiedlich, meistens bekommen sie aufgrund der Geschichte Gemüse und ein kleines Ei. Weitere Zutaten können sein Pilze, Schinkenstreifen, Krabben oder Shrimps, kleine Wurstscheiben, Schweineohrstreifen, Bohnenkeimlinge, verschiedene Gemüsesorten und auf jeden Fall – lange Reisnudeln! Sie bedeuten ein langes Leben.

Nachdem die Bedienung alle Zutaten in die heiße Brühe befördert hat, sie können auch selbst Hand anlegen, sollten sie ein bis zwei Minuten warten damit die rohen Zutaten durch gegart sind.

Nun beginnt der Spaß, ausgerüstet mit Stäbchen und einem Löffel geht es der Suppe an den Kragen – oder ihrer Geduld! Lassen sie sich diese im Angesicht von flutschigen Nudeln und nicht gehorchenden Stäbchen – nicht nehmen!

Zur Erleichterung können sie nach einer kleineren Schüssel verlangen, die sie neben der großen Schüssel platzieren, mit zur Hilfenahme von Stäbchen und Löffel können sie die widerspenstigen Nudeln in die kleinere Schale verfrachten. Eine Besonderheit können sie dabei beobachten, haben sie einen Teil einer Nudel in der kleinen Schale, kann es sein das der Rest automatisch folgt – diese Besonderheit bezeichnen einige Zeitgenossen auch mit „über die Brücke gehen“ und geben dem Gericht daher den Namen.

Wie auch immer, haben sie ein paar Nudeln in der Schale und einige daneben, können sie die Nudeln in der Schale leicht mit derselben zum Mund führen – ihre Kleidung wird es ihnen danken!


Ein Gericht das für Experten ebenso wie für Anfänger der Esskultur mit Stäbchen eine Herausforderung des Geschicks mit Spaßfaktor garantiert!
 

Verkehrsflegeln

Verkehrsregeln – dieses ist ein absolutes Fremdwort! Nicht für mich, sondern für die Chinesen! Ich werde ihnen ein paar Situationen beschreiben, die ich selbst erlebt habe. Darauf müssen sie als im Straßenverkehr ordnungsliebender Europäer vorbereitet werden.

Mein erstes einprägendes Erlebnis in Sache Straßenverkehr begab sich abends auf der Fahrt zu meiner Wohnung in einem neuen Auto das noch kein Nummernschild besaß – Mei Wenti!

Auf einer Schnellstrasse mit Abgrenzungen der Fahrbahnen, kamen uns mehrere Autos entgegen unter dem Motto: „Ein Geisterfahrer? Hunderte!“ Als wir nun im gedrosselten Tempo über eine Brücke kamen, sahen wir den Grund der „Geisterfahrer“, ein Pfropfen von Autos verstopfte die Strasse. Daraufhin entgegnete der Fahrer: „Das mache ich auch!“ und wendete kurzerhand auf der Strasse.

Ich glaube mein Gesicht war in dem Moment reif für die versteckte Kamera! Nun kamen wir den Autos entgegen, ich dachte ich befinde mich in einem schlechten amerikanischen Film, aber das hier war Realität – nur zum Glück alles langsamer als im Kino!

Aber das war noch nicht die Spitze des Eisberges, die bot sich in Form von Polizeibeamten, die seelenruhig dem Geschehen beiwohnten als wenn alles normal wäre! – Unfassbar! Aufatmen konnte ich dann endlich wieder als wir an der nächsten Ausfahrt die Geisterfahrt beendeten und korrekt der Fahrtrichtung folgend – in dem nächsten Stau steckten!

Seit dem Tag habe ich eine solche Geisterfahrt nicht mehr mit machen müssen. Aber ich sehe jeden Tag mehrere Fälle in denen solch ein Wagnis von jeder Art Verkehrsteilnehmer, auf jeder Art von Strasse ausgeübt wird.

Den ersten Platz in dieser Kategorie belegen die motorisierten Zweiradfahrer, neben den LKW Fahrern sind sie die schlimmste Gruppe von Verkehrsteilnehmern. In Deutschland würde jede zu diesem Kreis gehörende Person innerhalb weniger Minuten zum Fußgänger mutieren!

Den Führerschein für ein Zweirad mit Motor bekommt der Bürger indem er zu einer Behörde geht, dort ein paar Fragen beantwortet und ein wenig Geld ausgibt und schon kann es losgehen. So geht es auch im Straßenverkehr los, denn darauf losgelassen haben die Leute keine Ahnung von Regeln und Gesetzen der Strasse. Warum einer Strasse in Fahrtrichtung folgen und bei der nächsten Möglichkeit auf den anderen Fahrstreifen wechseln um zu wenden? Das ist doch ein großer Umweg, besser ist es den direkten Weg zu nehmen, auch wenn es bedeutet in die Gegenrichtung zu fahren. Mit einem Motorrad kann Chinese schnell einem Stau über den Bürgersteig ausweichen – mit dem Auto übrigens auch!

Zwei Personen auf einem Motorrad – reine Verschwendung, zur Not geht es auch zu fünft. Helme als Schutzeinrichtung tragen, klar wenn es regnet. Viele Führer eines Zweirades tragen eine Art Bauhelm, damit sehen sie meistens aus wie Playmobil-Männchen, aber sicher ist das nicht. Andere Schutzkleidung sind Moden aus dem Ausland und werden vielleicht in Filmen oder auf anderen Sternen getragen.

Aber Motorräder dienen nicht nur als Taxiersatz zum Familienausflug, sie sind auch hervorragende Transportmittel für allerlei Güter, zwischen Schweinehälften als Beifahrer und sechs Gasflaschen, zum zusätzlichen Antrieb im Falle eines Sturzes, ist alles möglich – wirklich Alles! Dabei sind die Chauffeure wahre Athleten, sie vollführen mit dem Handy in der einen Hand, einer Zigarette im Mundwinkel und dem Blick einem schönen Mädchen hinterher werfend, einhändig Fahrmanöver zwischen den Autos wie ich sie in noch keiner Stuntshow gesehen habe – wirkliche Helden auf ihren brummenden Kisten – bis sie unter einem LKW liegen!

Was mit dem Motorrad geht, geht auch mit einem Fahrrad oder einem pedalbetriebenem Dreirad, diese Ausführung des Transportmittels habe ich schon öfters mit riesigen Styroporballen beladen gesehen, das ich zuerst angenommen habe, dort würde ein kleiner Lastwagen fahren. Wenn ein solches Vehicle mit einer kleinen Steigung oder Gegenwind konfrontiert wird – fährt es in die Richtung aus der es gekommen ist!

Gleiche Verhältnisse im Lastentransport können sie auch bei den großen Brüdern der Dreiräder sehen, nur haben diese dann zwischen zwei und sechs Achsen und werden als Lastkraftwagen bezeichnet. Ich würde sie nach ihrer Ladung eher Schwerstlastwagen nennen, denn im Bezug zu der Last fehlt es ihnen an Kraft und sie bewegen sich an einer Steigung schon mal in dieselbe Richtung, wie die schon vorher erwähnten kleineren Brüder!

Verkehrssichere Ausstattung? Können sie das Essen? Licht, Blinker oder Bremslicht ist wahrer Luxus und nur an Neuwagen zu finden, diese nutzen ihre Möglichkeiten zum Dilemma anderer Verkehrsteilnehmer auch voll aus und zeigen wann immer es geht das ihr Fernlicht noch funktioniert. Fehlende Straßenlaternen werden so wettgemacht.

Fahrräder brauchen keine Bremsen, können sie doch mit dem Schuhwerk in Zusammenarbeit mit der Strasse prima in der Geschwindigkeit vermindert werden – wenn sich Schuhe an den Füßen befinden!

Zeit ist ein weiterer Unsicherheitsfaktor im Straßenverkehr. Da keiner der Bürger dieses Landes Zeit zu haben scheint, fahren sie alle auf Teufel komm raus. Wird ein Teil eines Fahrweges durch einen Unfall oder durch eine Baustelle versperrt, wird auf dem Weg davor die Zahl der Spuren ganz schnell von zwei auf fünf Spuren ansteigen. Im Klartext, da keiner Zeit hat, drängt alles nach vorne, dabei wird gehupt und gedrängelt als würde es Geld dafür geben. Während dieser Aktionen kann es dann zu der erst genannten Ursache kommen oder eine andere Variante besteht darin, sich so zu verkeilen, das ein Vor oder Zurück der Teilnehmer nicht mehr möglich ist. Alle Umstände führen unweigerlich dazu, dass die Bürger, die vorher keine Zeit hatten – jetzt ganz viel Zeit haben!

Ein Hobby scheint zu sein, dieses Spielchen immer wieder gerne von Neuem, an jedem Tag, auf jeder zur Verfügung stehenden Strasse zu wiederholen.

Auf den Strassen Chinas gibt es eine Regel die Bestand hat – es gibt keine Regeln! In Städten wie Beijing oder Shanghai kann das anders sein. Hong Kong ist durch die Kolonialzeit von den Engländern geprägt, dort wird zwar auf der linken Straßenseite gefahren, dafür hat sich die Ordnung des Verkehrs eingeprägt, der für uns als normal zu bezeichnen ist.

Im übrigen Land gelten die Gesetze der Natur, der Stärkere überlebt, der Schnellste wird nicht erwischt und der Benz hat eine eingebaute Vorfahrt!


Teil 1...
 
...Teil 2

Wenn sie den Straßenverkehr selber schon erlebt haben, lassen sie sich kurz gedanklich einmal von mir in eine Situation bildlich entführen und ich verspreche ihnen, wenn sie nicht aus der gleichen Branche kommen wie die fiktiven Personen in meinem Gedankenspiel, wird sich auf ihren Lippen mindestens ein Schmunzeln abzeichnen.

Als Schauplatz des Geschehens soll eine Kreuzung in Guangzhou dienen, eine Stadt in der mehr Menschen wohnen als in New York. Die Zeit setze ich mit sechs Uhr samstags abends an.

Auf dem Schauplatz befinden sich mehrere Motorrollerfahrer aller Geschlechter, teilweise ohne Helm, einige zu viert auf den Sitz geklemmt, zehn Frauen haben ihre Kinder hinter sich sitzen oder vor sich stehend dabei und ein Gasflaschenlieferant ist mit fünf Elf-Kilo Gasflaschen am Gepäckträger hängend gut bestückt. eiterhin kämpfen sich mehrere Autofahrer hupend an einem Bus vorbei, der mitten auf der Kreuzung stehen geblieben ist, während sie mit ihrer Frau per Handy am Ohr das Abendessen besprechen.

Ein LKW nähert sich von vorne, die Ladung besteht aus Sauerstoffflaschen die wegen der Hitze des Tages ohne Sicherungskappen, dicht gedrängt stehend, von einem fast neuen Hanfseil auf der Ladefläche gehalten werden. Ein anderer LKW mit einem Auflieger, der sechs Stahlcoils von je zwanzig Tonnen Gewicht trägt, die gesichert durch weiche Reisstrohmatten auf der Ladefläche ruhen, biegt von links trotz roter Ampel in die Kreuzung ein um zu wenden.

Ein Autofahrer hat es besonders eilig, fährt ordnungsgemäß über den Zebrastreifen und parkt lässig in der gesamten Länge vor dem Portal der anwesenden Bank um schnell noch vor dem Meeting etwas Geld abzuholen. Fußgänger allen Alters versuchen zwischen durch heile auf die andere Straßenseite zukommen, ein Zebrastreifen lockert das Grau des Asphaltes dekorativ auf und das grün blinkende Männchen der Ampel winkt allen Autofahrern fröhlich zu.

Eine fast zu brave Darstellung eines Verkehrsknotenpunkt in einer Provinzhauptstadt – nun ja, vielleicht mische ich noch ein paar Dreirad- und Fahrradfahrer dazu und setze die Zeit auf drei Uhr nachmittags.

Nun versuchen sie in dieses geordnete Chaos einmal gedanklich noch ein paar Polizeibeamte einzufügen. Spaßeshalber drei deutsche Beamte und drei chinesische Beamte – haben sie es? Wie glauben sie wird dieses Martyrium ausgehen? Ich denke die deutschen Polizisten ereilt ein Tod durch Herzinfarkt hervorgerufen durch beruflichen Stress in einer solch infamen Situation Herr der Lage zu bleiben und alle Verkehrsünder aktenkundlich dingfest zu machen, nebst denen die abgefahrene Reifen an ihren Fahrzeugen haben. Und die chinesischen Beamten, sie sollen auch nicht verschont bleiben – sie werden sich totlachen!

 

Zehntausend

Zahlen spielen im Leben und in Geschäftsverhandlungen eine große Rolle. Chinesen zählen einfacher als wir Deutschen, ich glaube wir sind die einzige Kultur die sich die Zahlen schwerer machen als sie eigentlich sind!

Chinesen könnten mit den Händen zählen. Dazu habe ich eine schöne Geschichte gelesen von einem Sklavenmädchen das nur bis zehn zählen konnte, weil es nur zehn Finger hatte. Ein Umstand in der Geschichte, den ich hier nicht ausführen möchte, ergab das ein Gelehrter und besagtes Sklavenmädchen gemeinsam auf Reisen waren. Als sie in ein Dorf kamen sah das Mädchen mehr Häuser als sie Finger an den Händen hatte, sie konnte sie nicht zählen. Der Gelehrte erklärte ihr wie einfach das Zählen war, wenn sie mehr Häuser als Finger an den Händen sah, dann sollte sie einfach wieder von vorne mit den Fingern beginnen und wenn sie dann zehn mal zehn Häuser zählen würde, dann wären das hundert Häuser und so weiter. So kam sie auf drei Mal zehn plus vier Gebäude.

So zählt auch die Welt und so zählen die Chinesen, für zweihundertdreiundsiebzig sagen sie einfach zwei Mal hundert plus sieben Mal zehn plus drei, also zwei hundert sieben zehn drei! Und so kann es jeder auch aufeinander folgend aufschreiben.

Schön bei Verhandlungen oder im alltäglichen Leben können sie sehen, wie Zahlen mit den Fingern ganz einfach gezeigt werden, denn wenn sie die Sprache nicht verstehen – die Gestik kann jeder verstehen!

Eins wird mit einem Finger angezeigt, meist der Zeigefinger, kommt der Mittelfinger dazu sind es schon Zwei. Drei Finger zeigen auch Drei an, ebenso wie vier Finger die Vier. Die ganze Hand sind dann Fünf – na klar einfach!

Ja, bis jetzt, aber danach werden die Zahlen immer noch mit nur einer Hand angezeigt. Der kleine Finger und der Daumen verlassen die Faust zur Sechs. Zeige- und Mittelfinger nach unten gehalten bilden die Sieben, oder eine andere Variation der Sieben, ist wenn sie Daumen, Zeigefinger und Mittelfinger wie bei einer „Prise“ nach oben zeigen. Zeigefinger und Daumen wie ein „V“ gehalten, bedeuten Acht. Wiederum die Neun wird mit gekrümmtem Zeigefinger wie beim Fingerhakeln über dem Daumen gezeigt. Bei der Zehn braucht Chinese beide Zeigefinger die gekreuzt werden.

Diese Zeichen werden sie oft beobachten und schnell erlernen können, besonders wenn sie in einer Karaoke-Bar würfeln müssen!

Wang Ping, ein junger Mann bekam die Chance in einem Kloster lernen zu dürfen, als die Zahlen an der Reihe waren, wurde er ungeduldig, hegte er doch großes Interesse an ihnen. Sein Lehrer zeigte ihm die Schreibweise von „Eins“, ein waagerechter Strich. Dann war die „Zwei“ und die „Drei“ an der Reihe, es folgten dem ersten waagerechten Strich ein Zweiter und ein Dritter. Das System ist einfach dachte Wang Ping und der Lehrer trug ihm auf diese Zeichen bis Morgen zu üben. Zuhause angekommen, bat ihn sein Vater nach dem Abendessen, er möge bitte einen Brief an Herrn Zehntausend schreiben, Ping machte sich sogleich voller Eifer daran, konnte er doch auch schon Zahlen schreiben.

Kurz vor Mitternacht, der Vater dachte sein Sohn schläft schon längst, sah er immer noch eine Kerze im Zimmer seines Sohnes brennen. Der Vater fragte seinen Sohn was er noch so spät machen würde, als Antwort kam: „Ich bin gleich mit dem Namen von Herrn Zehntausend fertig!“

Natürlich besteht „Zehntausend“ nicht aus zehntausend waagerechten Strichen! Und Chinesen sind auch nicht unbedingt so ungeduldig.

Es gibt Zahlenworte für eins bis zehn, weiter für hundert, tausend, zehntausend und hundert Millionen. Für acht Millionen sagt ein Chinese achthundert zehntausend. Das ist etwas verwirrend und sie sollten aufpassen nicht die falsche Zahl zu sagen. Chinesen passiert dieses oft wenn sie unsere europäischen Zahlenwerte benutzen.

Bei einer Frage eines Freundes, wie viel sein Haus gekostet hat, gab er mir zur Antwort „zweihundertfünfzigtausend“, ich fragte ihn Yuan oder Euro – Yuan! Ein super günstiger Preis – dafür können wir in Europa gerade einen Mittelklassewagen kaufen. Darauf schaute er mich verdutzt an, klar es hätte nach seiner Sprache „Zweihundertfünfzig zehntausend“ sein müssen, also über zweihunderttausend Euro – das hörte sich schon anders an!

So schnell kann es gehen und eine „Null“ spielt eine bedeutende Rolle! Bei allen Zahlenwerten, die über die Bezahlung eines Essens hinausgeht – überlegen sie erst!
 

Vom Handeln

Wenn sie sich die Zeit für einen Einkaufsbummel nehmen wollen, beachten sie einige Tipps damit ihre Finanzen nicht genauso schnell abnehmen wie ein Stein zurück auf die Erde fällt.

Preisschilder oder ausgezeichnete Ware werden sie nur im Kaufhaus finden, in der freien Verkaufslandschaft nehmen Tagesform des Verkäufers und der Zeitpunkt der Tat einen entscheidenden Einfluss auf den Preis einer dargebotenen Ware! Ersteres können sie nicht beeinflussen und letzteres sollten sie beim Bummeln mit berücksichtigen. Wie in Europa zu Weihnachten kann Ware zum Zeitpunkt des Frühlingsfestes einen leicht bis Schwindel erregenden Preisunterschied aufweisen.

Sollte es ihnen möglich sein, nehmen sie einen chinesischen Vertrauten mit. Ein Chinese gibt einem Chinesen grundsätzlich einen besseren Preis als einer Langnase!

Ein Ortsansässiger kennt die Preise der Warengruppen einer Region und wird einen überhöhten Preis gleich lautstark anfechten. Ein Tourist hingegen hat voraussichtlich keine Zeit für längere Preisvergleiche und wird den geforderten Geldbetrag ohne zögern entrichten – so die Gedanken eines jeden Verkäufers. Außerdem ist das Abzocken von Langnasen ein beliebter Volkssport in China.

Ich selbst habe einmal schmunzelnd, aber zu spät einen solchen Akt erleben dürfen. Beim Einkauf von ein paar Dingen des alltäglichen Gebrauchs im Supermarkt um die Ecke, machte ich einen Fehler und legte eine westliche Schokolade in den Einkaufskorb, die nicht mit einem Preis ausgezeichnet war. An der Kasse scannte die Kassiererin alle Beträge korrekt ein, nur bei der Schokolade tippte sie keinen Preis ein, sondern verdoppelte den vorherigen Betrag durch einen raschen Tastendruck – so kostete mich die Schokolade fast sechs Euro. Holzauge sei wachsam!

Sind sie ohne örtliche Begleitung unterwegs, seien sie sich sicher das die Kassen der Geschäfte die sie besuchen besser gefüllt sind als an üblichen Tagen. Nehmen sie es gelassen hin – aber feilschen sie! Wenn sie der Meinung sind der von ihnen genannte Preis sei in Ordnung, bleiben sie bei dem Preis, sollte der Verkäufer dennoch nicht auf den Handel eingehen, verlassen sie den Laden. Es kann sein das der Verkäufer ihnen rufend folgen wird und den Preis akzeptiert.

Ein Beispiel dazu aus der Praxis. Mein Chef besuchte China aus geschäftlichen Gründen. Bei einem Einkaufsbummel sah er schöne Kugelschreiber, die zwar Kopien einer bekannten Marke waren, aber mein Chef wollte einige davon kaufen. Sein Begleiter war ein hiesiger Geschäftspartner, der in die Preisverhandlung um die Kugelschreiber eingriff. Einer sollte zwanzig Yuan kosten und mein Chef hätte den Preis bezahlt, aber sein Begleiter nannte einen neuen Preis von zehn Yuan. Nach dreimaligem wiederholen desselben Preises, wollte der Ladenbesitzer immer noch nicht auf den Handel eingehen, so verließen sie das Geschäft. Wie gesagt, auch dieser Händler kam ihnen auf der Strasse hinterher gelaufen und akzeptierte den Handel.

Sehr gut ist es wenn sie die Sprache wenigstens etwas können. Ein schöner Anhänger aus Jade war meine Begierde, der Händler nannte, ohne dass ich ihn fragte, einen Preis von hundert Yuan. Ich antwortete ihm auf seiner Sprache, ich wäre bereit fünfzig Yuan dafür zu geben. Verwundert erwiderte er, weil ich seine Sprache sprechen könnte würde ich das Stück für fünfzig Yuan bekommen. – Er wird sich trotzdem gefreut haben, denn ein Einheimischer hätte bestimmt nicht mehr als dreißig Yuan bezahlt. Solche Begebenheiten sollten sie schmunzelnd mit einer sportlichen Fairness akzeptieren und den Spaßfaktor als mitbezahlt ansehen.

Es gibt Augenblicke da können sie ihr Gegenüber mit seinen eigenen Waffen schlagen. Mit einem Freund auf einem Markt umherstreifend fasste ich einen Stand für Schmuck ins Auge. Tage zuvor hatte ich mit dem Besitzer nach einigem Feilschen eine Kette für sechs Yuan abgekauft. Nun wollte ich noch eine Kette in der gleichen Art erwerben, diesmal stand seine Frau hinter dem Stand. Zu der Frage wie teuer die Kette sei, bekam ich als Antwort zwanzig Yuan! Ich erwiderte ihr, sie solle mir keine Preise für Touristen machen, letzte Woche habe ich hier eine Kette für fünf Yuan erstanden. Ohne weitere Debatte bekam ich die Kette für einen Yuan weniger als letzte Woche.

Genug der Geschichten, wenn sie etwas erwerben möchten handeln sie, lassen sie ihrer Fantasie freien Lauf und wenn sie den Preis für ein schönes Stück als angemessen halten, lassen sie sich die Freude darüber nicht mit Grübeleien über „hätte“ oder „vielleicht“ verderben. Auch der Verkäufer hat Hunger!

Möchten sie einem chinesischen Bekannten etwas schenken, so erwarten sie nicht, das er das Geschenk sofort öffnet, er wird sich bedanken und es zur Seite legen – da es unhöflich ist den Gast mit Geschenke auspacken zu langweilen, er weiß doch was er eingepackt hat!

Warten sie auch nicht auf eine Rückmeldung wie das Geschenk angekommen ist. Schenken sie einfach von Herzen!
 
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