China, ein Land der unmöglichen Möglichkeiten.

Ein Hallo an alle China Fan's!

An dieser Stelle möchte ich Walter danken, der mich in dieses interessante Forum eingeladen hat - Danke!

Seit 2005 arbeite ich in China und statte Deutschland nur noch Stipvisiten ab. Ganz habe ich meine Verbindung zur Heimat nicht aufgegeben, zum Beispiel habe ich in meiner Heimatstadt noch eine kleine Wohnung aus verschiedenen organisatorischen Gründen. Und ich möchte natürlich mit meiner Heimat Kontakt halten und pflegen.

Ein ganz wichtiger Faktor ist mir meine Mutter, sie hat mich nicht nur zur Welt gebracht und aufgezogen, sondern ist mir eine gute Freundin, mit der ich oft interessante Unterhaltungen und stundenlange Disskusionen führen kann. Ich bin sehr glücklich über diesen Umstand und hoffe Gott schenkt ihr noch eine lange Zeit in Gesundheit.

Natürlich drehen sich viele unserer Gespräche um meine Erlebnisse in China und oft erstaunen meine Berichte meine Mutter, denn sie hatte bisher immer andere Erzählungen gehört. Auch in der Presse sind Berichte über China oft negativ eingefärbt und stimmen mit den von mir gemachten Erfahrungen nicht überein.

In einem anderen Forum fragte ein User warum Chinesen zur Begrüßung nicht die Hände schütteln. Seine Frage, die mich in Erstaunen versetzte, beruhte auf einer Begegnung mit einem hohen Gelehrten des Daoismus, wie ich später in der Diskussion erfuhr.

Nun, ich habe schon so viele neue Erfahrungen hautnah in China erlebt, dass einige davon schon für mich zum Alltag geworden sind. Eine Freundin, die der deutschen Sprache mächtig ist, sagte mal zu mir: "Du kennst uns Chinesen so gut, warum schreibst du nicht ein Buch?"

Ich habe ein Buch geschrieben, sucht es nicht in irgendwelchen Bücherregalen, denn Verleger interessiert nicht der Inhalt eines Manuskript, sondern die Bekanntheit eines Autors. Ein bekannter Autor kann jedes Wort das er schreibt, leicht veröffentlichen und bekommt auch noch Geld dafür.

Ein junger Autor kann schreiben was er will und muss höchstens, wenn er sein Werk veröffentlich sehen will, Geld mitbringen. Da ich zum Glück nicht von dieser Kunst leben muss, könnt ihr mein Buch in keinem (außer meinem eigenen) Bücheregal finden.

Ein Freund und Designer bemüht sich schon seit 3 Jahren mein Werk einem Verlag schmackhaft zu machen. Wir haben ein komplettes Konzept entwickelt und ein paar Probe-Exemplare per Computer und Drucker zu Papier gebracht.

Mein Freund, der selber schon etwa 15 Jahre nach China reist war so begeistert von dem Buch, dass er eben jeden Versuch unternimmt es doch noch in gedruckter Version in die Bücherregale zu bringen.

In diesem kleinen Kreis möchte ich euch gerne mein Werk zu Gesicht bringen, doch bitte ich jeden User aus Respekt zu den andauernden Bemühungen meines Freundes und aus urheberrechtlichen Gründen, die Texte nicht zu kopieren und/oder zu veröffentlichen, sondern nur hier im Forum zu lesen --- Danke für euer Verständnis!

In den folgenden Tagen werde ich also Kapitel für Kapitel hier einstellen, mit dem Hintergedanken euch China aus meinen Augen näher zu bringen, verständlicher zu machen und verbinde die Hoffnung, dass Berichte des Mainstream-Journalismus mehr mit kritischen Augen gelesen, gehört oder gesehen werden.

Der Titel des Buches:

China, zwischen Tradition und Moderne, zwischen Kultur und Bussines​


Vorwort

Gedanken zu einem großen alten Volk und den Versuch es zu beschreiben.

China ist ein Land unvorstellbarer Ausmaße, damit meine ich nicht nur die topographischen Verhältnisse, sondern die Myriaden Begebenheiten die in diesem Reich möglich sind! Einfluss auf dieses Universum eines Volkes hat einmal die enorme Anzahl von Individuen, zum Anderen die großen Entfernungen der Menschen untereinander. Das macht das Reich der Mitte, die Menschen des Lächelns – so unbeschreiblich!

Niemand wird dieses einzigartige Volk je ganz verstehen, selbst wenn sie viele Bücher lesen, die aus unterschiedlichen Regionen berichten. Sie werden trotzdem auf Situationen stoßen die sie auf keiner der zig Seiten lesen konnten.

Den Versuch es besser zu machen möchte ich erst gar nicht starten, vor allem da ich meistens in Südchina unterwegs bin und Nordchina sich nicht nur durch das Klima vom Süden unterscheidet.

Ich möchte sie lieber mit Geschichten aus dem Alltag auf ihren Besuch in dem wundervollen Land einstimmen und die wichtigsten Benimmregeln vorstellen, damit ihre Reise nicht in einem schrecklichen Fiasko endet, sondern ein unvergessliches Erlebnis wird, von dem sie ihren Enkeln noch berichten können.


Begleiten sie mich nun auf eine Reise ins Reich der aufgehenden Sonne, frei nach Kong Fu Zi „Der Körper ist eine träge Hülle, der Geist aber ist frei!“
 

Drache und Phönix

Was uns das Hufeisen, ist dem Chinesen das Zeichen „Fu“, es bedeutet Glück. Für Glück gibt Chinese viel Geld aus um mehr Glück zu bekommen um dann noch mehr Geld für Glück ausgeben zu können!

Bei einem Einkauf in einem Supermarkt kurz vor dem Frühlingsfest, bemerkte ich eine Substanz die Rosshaar zum Füllen von Polstermöbeln ähnelte, aber was hatte so etwas in der Frischwarenabteilung zu suchen? Auf die Frage zu dieser Substanz sagte mein Freund: „Wenn wir das essen kommt das Glück zu uns!“ Als ich den Preis sah rutschte mir eine Bemerkung heraus: „Wenn sie das essen bedeutet es der Ladenbesitzer hat Glück – das jemand soviel Geld dafür ausgibt!“ Das „Rosshaar“ sollte fast siebzig Euro kosten – für solch eine Summe kann ich mir etwas Besseres zum Verzehr geeignetes vorstellen!

Wenn sie in China ein Mobiltelefon betreiben wollen, kaufen sie sich zuerst ein Handy. Anschließend benötigen sie eine Karte, die dann auch gleich ihre Telefonnummer beinhaltet. Neben dem Guthaben gibt es noch einen gravierenden Einfluss auf den Preis der Karte – die Telefonnummer! Wie bitte, werden sie sich jetzt fragen?

Die Telefonnummer kann entscheidend zu ihrem Glück beitragen, so denken die Chinesen, aus diesem Grund gibt es „Glückliche Nummern“ und auch „Unglückliche Nummern“. Der Ausgangspunkt ist wieder die Sprache, einige Ziffern klingen wie Wörter, so ist die „4“ eine absolute Unglückszahl, klingt ihr Aussprechen fast wie der „Tot“ oder „sterben“! „9“ bedeutet Ewigkeit, die „6“ steht für Freundschaft und die „8“ steht für Geld, klingt es fast wie „Reich werden“. Kommen diese Ziffern dann auch noch hinter einander vor, wie „88“ dann ist das Glück perfekt!

Bei einer Karte die ein Guthaben von hundert Yuan aufweist, kann es zu großen Preisunterschieden Aufgrund der Telefonnummer kommen. Kaufen sie eine solche Karte wird ihnen ein Buch vorgelegt, indem sie freie Nummern finden die sie noch auswählen können. Mit der Entscheidung können sie ihr Glück beeinflussen – und den finanziellen Stand ihrer Geldbörse auch! Ich habe Telefonnummern gesehen, die Aufgrund ihres Unglückwertes nur noch die Hälfte des Guthabens kosteten, im Falle des Glückwertes kann der Preis aber auch schnell auf das Acht bis Zehnfache ansteigen – das wegen ein paar Ziffern!

Ein schönes Beispiel einer Unglückszahl sah ich an einem Bus, der als Nummernschild die „514“ zu erkennen gab, ähnlich klingend wäre der Satz „Ich wünsche Tot!“ und das an einem Bus!

In Deutschland bezahlen wir einen kleinen Obolus für unsere Initialen auf dem Nummernschild, in China nimmt der Obolus größere Dimensionen an. Wie bei den Handys, so stellt sich das Ganze auch bei den Kennzeichen für das Auto dar, dabei kann es passieren, dass ein Nummernschild teurer ist als das Auto was daran befestigt ist!

Die Farbe Rot gilt als Glücksfarbe, das Zeichen „Fu“ in Gold auf rotem Grund ist pures Glück! Sehr oft rahmen Spruchbänder in roter Farbe und mit goldenen Schriftzeichen die Eingangstür zu einem Haus oder Wohnung, eines rechts, eines links und eines oben. Sie beinhalten Segens- und Glückssprüche für die Bewohner hinter der Tür.

Immer wieder werden sie die „Deng Long“ rote Laternen betrachten können, die Geschäfte und Restaurants sowie öffentliche Gebäude schmücken. Oft habe ich den Eindruck die Laternen verbleiben so lange an ihrem Platz bis ein neuer Besitzer das Geschäft übernimmt, sie von selber abfallen oder das Gebäude abgerissen wird.

Zum Frühlingsfest wird besonders viel Geld für das Glück ausgegeben, es gibt einen besonderen Brauch – an die Türen wird ein rotes Banner mit dem Zeichen „Fu“ verkehrt herum aufgehängt, dieser Brauch trägt wie so oft den Ursprung in einer Geschichte.

Ein Schriftsteller war bei dem Volk sehr beliebt, aber von dem Kaiser verhasst. Wegen der Beliebtheit des Mannes konnte der Kaiser den Schriftsteller nicht einfach festnehmen lassen ohne den Zorn des Volkes auf sich zu ziehen. So wurde ein Meuchelmörder mit der Beseitigung des ungeliebten Mannes beauftragt, es sollte zum Frühlingsfest geschehen, da es zu dieser Zeit immer sehr laut zu geht und ein schreiender Mann nicht auffällt.

Zur Erkennung in welchem Haus der Mörder zuschlagen soll, sollte der Ortsvorsteher das Zeichen „Fu“ verkehrt herum an die Türe heften, dieses würde niemandem auffallen, da doch alle Türen mit dem Zeichen verziert würden.

Eine Nachricht über den Plan seiner Ermordung wurde dem Schriftsteller zugetragen, er ersann einen Gegenplan, der vertuschen sollte, dass jemand den üblen Plan verraten hat. Er bat die Bewohner des Dorfes die Zeichen an ihren Türen ebenfalls verkehrt herum zu befestigen, so würde der Mörder nicht mehr erkennen können in welchem Haus er seine Untat vollbringen soll.

Seitdem wird das Zeichen „Fu“ zum Frühlinsfest verkehrt herum an die Türen gehängt um so das Unglück fern zu halten.

Es werden natürlich nicht nur Farben, Zeichen und Ziffern dem Glück zugeordnet, sondern auch Tiere. Ein ganz besonderes Beispiel hierzu ist der Drache, in Verbindung mit einem Phönix steht das Paar als Symbol für Kaiser und Kaiserin, das absolute Glückspaar, dessen Stand natürlich jeder Bürger gerne erreicht hätte. Drache und Phönix werden daher gerne neben dem „Doppel Lachen“ als Symbole bei einer Hochzeit verwendet.

Drachen werden sie überall in China begegnen, es wird ihnen unmöglich sein ihnen auszuweichen. Früher war es nur dem Kaiser gestattet das Symbol des Drachen zu benutzen, mit dem letzten Kaiser ist auch dieses Privileg zu Grabe getragen worden, seither nutzt jeder Bürger diese Freiheit voll aus!

Drachen werden ohne Flügel dargestellt, sie haben einen schlanken Körper fast einer Schlange gleich, daher wird die Schlange auch kleiner Drache genannt. Er hat zwei Beinpaare und auf dem Kopf trägt er das Geweih eines jungen Bocks. Das Maul wird von langen Barthaaren geprägt. Es gibt eine Süßspeise, die „der Bart des Drachen“ genannt wird, sie besteht aus klein gehackten Nüssen die in eine Art Zuckerwatte gewickelt werden – köstlich!

Drachenabbildungen oder Figuren werden sie nie ohne einen Ball sehen, der Ball symbolisiert den Mond, der im Leben der Chinesen noch eine größere Rolle als im Leben der Europäer spielt. Und so spielen auch die Drachen mit dem Mond, ein Drache hält eine Kugel immer fest wobei zwei Drachen immer mit ihr spielen werden.

Am Eingang zu einem Dorf steht meistens ein Drachentor, dessen Dach mit zwei Drachen verziert wird, zwischen denen sich eine Kugel befindet. In manchen großen Städten in Südchina können sie öfters solche Tore sehen, ein Zeugnis dafür wie Dörfer zu einer Stadt zusammen wachsen. Solche Drachentore werden in etwas vereinfachter Form als aufblasbarer Rundbogen gerne bei einer Neueröffnung eines Geschäftes oder dergleichen eingesetzt – als Eingang zum Glück!
 

Kulturgut

Viele denken bei chinesischen Tee an grünen Tee und verbinden damit Chinas Tradition. Tee ist mehr!

Betreten sie ein Lokal um zu speisen, verabreden sie sich zu einem Abend in einer der vielen Karaoke-Bars, fahren sie mit einer der Katamaran-Fähren von Zhongshan nach Kowloon – es wird ihnen immer als erstes Tee gereicht! Meistens ist es „Hong Cha“ roter Tee, der eigentlich ein schwarzer Tee ist.

Darüber hinaus kann China mit einer Liste von Teesorten, über süß bis würzig, über pfefferig bis bitter, aufwarten, die dagegen die Anzahl der Rebsorten in Deutschland jämmerlich erscheinen lässt. Alle hier zu benennen würde einen so dicken Folianten ergeben, mit dem sie ihr Handgepäck sprengen würden. Also belassen wir das der Fachpresse und wenden uns einigen Bräuchen des Tees zu.

Eine Teezeremonie, die immer wieder zu finden ist und an der sie bestimmt nicht vorbei kommen ist der Kung Fu Tee. Dazu benötigt Chinese eine Pinzette und eine kleine Schaufel, beides meistens aus Holz. Weiter ein kleines Kännchen, ein Schälchen mit einem Deckel, kleine Tassen ohne Henkel in der Anzahl der Personen, alles außer den Personen besteht aus Porzellan. Ein Sieb, eine Ablagemöglichkeit, heißes Wasser und natürlich – Tee, in beliebiger Sorte!

Eine abgeschätzte Menge des Guts wird mit der kleinen Holzschaufel in das Schälchen mit Deckel gegeben, dazu kommt Wasser je nach Teesorte zwischen neunzig und hundert Grad heiß. Einige Sekündchen ziehen lassen und dann den Tee mit einer gekonnten Bewegung durch das Sieb in das Kännchen befördern, dabei werden die Teeblätter mit dem Deckel in dem Schälchen zurück gehalten – einfach? Ohne sich die Finger zu verbrennen!

Nach diesem Schritt wird der Tee in die kleinen Tassen gegeben – halt noch nicht trinken! Der erste Aufguss ist nur dazu da um die Tassen zu temperieren und dem Geschmack des Tees anzupassen. Mit Hilfe der Pinzette werden die Tassen ein wenig geschwenkt und anschließend wird der Tee ausgeschüttet.

Nun wiederholt sich der Vorgang von Wasser einschütten ab auf ein Neues und nun dürfen sie den Tee auch trinken. Der Tee sollte heiß genossen werden und wird nicht gesüßt. Ist der Tee kalt geworden, schmeckt er nicht mehr. Je nach Qualität der Teesorte können bis zu zehn Aufgüsse erfolgen, wobei der Tee dann immer etwas länger zieht – aber keine fünf Minuten!

Auf diese Art der Teezeremonie können sie bei Geschäftspartnern im Büro, in Restaurants, natürlich in Teestuben und im Supermarkt beim Teekaufen stoßen. Ja, richtig im Supermarkt! Das erste Mal habe ich auch verdutzt geschaut, wer nimmt sich Zeit und führt eine solche Zeremonie im Supermarkt durch? Die Chinesen – ist doch klar. Ich habe bei meinem ersten Kauf von Tee zwei Stunden zur Rushhour im Supermarkt verbracht, etwa fünf Sorten verschiedener Tees durchprobiert und meine Blase bis zum Zerplatzen beansprucht – aber schön war es!

Es gibt Teesorten, die je älter sie sind umso besser und teurer werden. Andere Teesorten, darunter gehört auch der grüne Tee sind frisch am Besten und die höchste Qualität kommt aus Hangzhou – da kann ein Pfund Tee ganz schnell die hundert Euro Grenze erreichen! Der beste Ginsengtee kommt aus Taiwan, eine Sorte die ich sehr mag, erstens ist sie sehr gesund und zweitens ist es eine der wenigen Teesorten die leicht süßlich schmeckt.

Teekaufen und Teetrinken kann in China wenn sie sich Zeit nehmen zu einem echten Erlebnis werden. Schon morgens um fünf Uhr öffnen die ersten Teestuben, hier treffen sich die alten Männer zu einem ausgedehnten Schwätzchen bei einer Tasse Tee. Auch anderen Personenkreisen sind diese Örtlichkeiten zugänglich. Neben dem Tee werden auch feste Speisen angeboten und verzehrt. Solch ein Frühschoppen der anderen Art kann bis etwa elf Uhr andauern, dann werden die Tische für die Mittagsgäste eingedeckt.

Andere Teestuben öffnen erst nachmittags oder abends, in diesen Teestuben geht es sehr laut zu, wird dort doch gerne neben dem Teetrinken eine Runde Ma Jiang, unserm Romme gleich, gespielt. Romme wäre interessant, wären nur nicht die Karten – mit Ma Jiang Steinen kann Chinese so richtig Krach machen, beim Steine aneinander Schlagen, darf auch laut geflucht werden – Zuhause herrscht dann wieder ein anderer Ton!

Eine in Südchina weit verbreitete Art des Tees ist der Gesundheitstee. In Teestübchen, die gut an den vielen feilgebotenen Teekannen zu erkennen sind, werden Gesundheitstees für die verschiedenen Wehwehchen des Alltags angeboten.

Geht es von müden Füßen, über Magenleiden bis hin zu Kopfweh, für alles ist ein Kraut gewachsen aus dem sich ein hervorragender Tee brauen lässt – wäre nur nicht der Geschmack! Den Teespezialisten ist der Spruch „Bitter im Mund, dem Herzen gesund!“ auch bekannt und so schmeckt der Tee – Bitter!

Ich wurde einmal zu so einem Tee eingeladen, ich hatte eine leichte Erkältung – nach dem Genuss habe ich automatisch nicht mehr gehustet – um nicht noch einen Tee trinken zu müssen! Ale oder Guinness ist ein Zuckerschlecken dagegen!

Tee werden sie in allen Variationen finden und er wird immer einen stolzen Preis haben. Tee besitzt eine eigene Kultur und ist aus dem chinesischen Alltag nicht weg zu denken, Teeblätter werden in Handarbeit gepflückt, verlesen, gerollt und getrocknet – Tee hat immer eine gute bis sehr gute Qualität!


Tee in Teebeuteln ist ein Kulturschock und wird von dem Volk des Lächelns – belächelt. In Teebeutel kommt der ganze Abfall der hier nicht benutzt wird. Die Chinesen lassen sich ihre Teekultur nicht vermiesen, soviel Zeit muss sein!
 

Wenn Blicke töten

Sie wollen ein Geschäft oder ein Büro betreten, öffnen die Tür und ihnen gegenüber befindet sich in einem Schrein eine düster drein blickende Statue eines Mannes mit einer Art Hellebarde – sie haben so eben Bekanntschaft mit Guang Gong gemacht!

Guang Gong ist ein Volksheld der schon götterähnlichen Charakter besitzt. Die beste Stelle für einen Schrein ihm zu Ehren ist gegenüber der Eingangstüre, da er als Beschützer und Kämpfer gegen das Böse gilt und so kann er das Schlechte gleich von diesem Platz aus wieder der Tür verweisen.

Guang Gong hatte zwei Brüder, einen „Ge Ge“ den älteren Bruder und einen „Di Di“ den jüngeren Bruder. Es begab sich, das Guang Gong die Frau des jüngeren Bruder beschützen und zu seiner Familie bringen musste. Natürlich lagen viele Gefahren vor ihm, er durchquerte fünf feindliche Dörfer, dabei tötete er drei sehr gute und starke Kämpfer. Einmal wurde er verletzt, ein Arzt behandelte ihn in einem Teehaus, dabei nähte der Arzt, ala Rambo, ohne Narkose eine tiefe Wunde am Arm. Guang Gong trank ganz ruhig dabei seinen Tee, nur einmal zuckte er ganz leicht.

Durch diese und ähnliche Geschichten wurde Guang Gong zum Volkshelden, ihm wird nachgesagt, wenn er die Augen öffnete um einen Gegner anzusehen, so wollte er töten – daher der Ausdruck „wenn Blicke töten“.

Zwei andere Gottheiten sind Guanyin und Buddha, Guanyin ist eine Göttin die meistens auf einer Lotusblume dargestellt wird und als Patronin für den Mann gilt, Buddha wird in vielen Gestallten angebetet, als dickbäuchiger Buddha ist er der Patron für die Frau.
 

Däumchen drehen

Jeder kennt den Begriff des „Däumchen drehen“, aber wer weiß was genau dahinter steckt? Wenn jemandem langweilig ist, sagen wir er dreht am Daumen, dabei verharrt er und wartet der Dinge die da kommen oder nicht kommen.

Meine Frau zeigt reges Interesse an der traditionellen Medizin der Chinesen, während eines Besuches im Land der Mitte organisierte ich mit Hilfe eines Freundes eine Akupunktur Vorführung im Krankenhaus Foshan. Dabei wurden uns nicht nur die Grundzüge dieser Heilmethode nahe gebracht, sondern auch wichtige Energiepunkte anhand eines Schaublattes aufgezeigt.

Hände und Fußsohlen bilden dabei ein Spiegelbild der körpereigenen Energiepunkte, aus diesem Grund erklärt sich auch warum eine Massage der Füße beim „Füße waschen“ eine positive Wirkung auf den ganzen Körper hat. Bei den Händen verhält es sich ebenso, um diese Energiepunkte zu massieren werden gerne die „Qi Gong“ Kugeln benutzt. „Qi Gong“ heißt, die Methode der Energie. Bei dieser Exkursion ins Reich der Energieflüsse unseres Körpers lernte ich dabei auch das Rätsel des Daumen Drehens und dessen Lösung zu deuten.

Wenn Chinese schlecht zur Toilette kann um sein „Geschäft“ zu verrichten, dreht er am Daumen! Bei dieser Drehbewegung wird ein Energiepunkt zwischen Daumenballen und Zeigefinger stimuliert und somit die Darmaktivität reguliert. Ein Däumchen drehender Chinese harrt der Dinge die da kommen – auf dem WC und hofft dass sie kommen! Diese Weisheit ist uns Europäern abhanden gekommen, wie so viele andere Weisheiten auch!

Ein traditioneller Arzt findet in China mehr Anerkennung und Bedeutung als ein Arzt der die westliche Schulmedizin praktiziert. Traditionelle Ärzte können oft schon durch fühlen des Pulses erkennen, was dem Patienten fehlt, durch intensives in die Augen sehen, betrachten der Zunge und der Haut wird er meistens seine Bestätigung erhalten und alsdann eine Mischung verschiedener Kräuter als einen Gesundheitstee zusammenstellen, der ihr Yin und Yang wieder in Einklang bringt.

Das Harmonisieren der Energieflüsse durch Akupunktur oder Akupressur kann genauso zur Behandlungsmethode dienen, wie das Schröpfen um negative Energien aus dem Körper zu ziehen. Die alte Medizin, die auf eine über fünftausend Jahre zurückliegende Kultur blicken kann, ist eine schonende langsam wirkende Art der Heilung, bei der die Gesamtheit des Körpers gesehen wird. Kopfschmerzen können durch Magendruck oder Herzprobleme durch Fußleiden ausgelöst werden, der Arzt wird nicht das Symptom bekämpfen, sondern die Ursache der Auswirkung gezielt in Angriff nehmen.

Zur Beseitigung kleiner Wehwehchen bestimmt eine sinnvolle Alternative, die uns Deutschen seit einiger Zeit für viel Geld auch zugänglich wird – in dem Land der aufgehenden Sonne haben sie die Möglichkeit solche Behandlungen für deutlich kleinere Summen zu erhalten.

Größere Probleme der Gesundheit sollten sie von der Schulmedizin behandeln lassen, nichts desto trotz können sie die Weisheiten des Ostens zusätzlich hinzufügen, denn Pflanzen haben meist keine Nebenwirkungen. Zum Beispiel bei Krebsleiden schwören die Chinesen auf die Kraft der Ginsengwurzel, die sie je nach Größe und Qualität für hornende Summen erstehen können. Dieses sei als ein Beispiel für viele genannt um Ausgewogenheit zu erlangen.
 

Zweibeinige Hocker

Ein zweibeiniger Hocker? – Der fällt doch um, er muss mindestens drei Beine besitzen! Falsch!

An der Bushaltestelle, auf dem Parkplatz, in der Mittagspause, immer wieder werden sie auf zweibeinige Hocker stoßen, diese sind auch nicht aus Holz sondern aus Fleisch und Blut. Das Volk hat eine Art des Ausruhens zur Perfektion gebracht, die uns Europäer sprichwörtlich „umwirft“! In dieser Hockstellung „sitzen“ die Menschen auf ihrer Ferse und die Fußsohle ruht als Ganzes auf dem Boden.

Bei meinen ersten Versuchen diese Stellung nachzuahmen, kam ich immer schnell auf den Boden der Tatsachen zurück – ich viel um! Nach einiger Übung beherrsche ich die Stellung nun auch, jedoch fehlen mir die Dauerhaftigkeit und der Erholungsfaktor bei der Übung, die meine Mitmenschen perfekt beherrschen!

Über all dort wo Warten angesagt ist können sie die Menschen in dieser Haltung sehen, dabei schwatzen, rauchen, arbeiten oder essen sie sogar – ohne das ihnen die Beine einschlafen. Der Arbeiter auf dem Feld wird in der Stellung stundenlang Unkraut zwischen den Gemüsepflanzen zupfen. Der Fabrikarbeiter wird im Hocken seine Mahlzeit einnehmen, wenn er keinen Tisch und Stuhl hat. Der Geschäftsmann hockt am Bussteig und wartet auf seine Verbindung. Von klein an hockt Chinese in dieser Stellung, ob arm oder reich, ob alt oder jung, ob beim Warten oder auf der Toilette!

Menschen liegen am Straßenrand und niemand kommt ihnen zu Hilfe oder beachtet sie nur eines Blickes – außer ich, der dachte sie wären krank oder tot. Meine Begleiter erklärten mir lachend, es seien Straßenarbeiter die schliefen. Bei so einem Lärm fragte ich mich? Wie können sie dabei so ruhig schlafen? Die Antwort bekam ich etwa fünf Minuten später auf eine andere Frage die ich stellte, in einer nicht erwartenden Form. Meine Begleiter schliefen auch obwohl die Strasse holperig war.

Seit dem weiß ich, Chinesen können überall, zu jeder Zeit, an jedem Ort schlafen! Nach dem Mittagessen halten sie gerne ein Nickerchen. Während einer Fahrt zu anderen Orten schauen wir uns die Landschaft an und sie schlafen. Ich habe Mitarbeiter beobachten können, die während einer Besprechung schliefen und trotzdem den Eindruck eines interessierten Zuhörers weckten – welch ein Paradoxem!
 

Alle Jahre wieder

Wissen wann die Chinesen feste Feiern ist nicht so wichtig, aber wissen wann sie ihre Feste feiern ist schon interessanter. In Deutschland gab es zu meiner Zeit der Bundeswehr Zugehörigkeit einen Spruch, „Wenn Feinde die BRD einnehmen wollen, so sollten sie es zu Ostern, Pfingsten, Weihnachten oder Silvester versuchen, denn an den Tagen ist die Hälfte der Armee zu Hause!“

Für China gilt ähnliche Regel mit einem Unterschied, versuchen sie es zum Frühlingsfest – dann sind Alle zu Hause! Möchten sie zu dieser Zeit China besuchen? Ich rate ihnen davon ab, es sei denn sie möchten einmal am Frühlingsfest teilnehmen. Mindestens zwei Wochen vor dem Fest läuft in China Nichts mehr – oder Alles!

Rätsel über Rätsel und Gegensatz zu Gegensatz – ja, das ist China. Lösen wir eines dieser Rätsel, die Feiertage der Chinesen!

Als ein Feiertag den wir Deutschen auch kennen, ist der Tag der Arbeit – richtig, der erste Mai! In dieser Woche haben viele Angestellte frei, Ämter und Schulen sind eine ganze Woche geschlossen. Fabriken hingegen sind meistens nur am ersten Mai geschlossen, besser gesagt die Arbeiter haben einen Tag Pause.

Die meisten Arbeiter sind Wanderarbeiter, sie kommen aus Regionen in denen es kaum oder gar keine Industrie gibt und somit auch keine Möglichkeit Geld zu verdienen, so wandern sie in die Provinzen ab, in denen es genug Fabriken gibt. Diese sind wiederum an vorhandene Infrastruktur gebunden und der einfachste Weg ist der Wasserweg. In der Provinz Guangzhou befindet sich das Pearldelta, eine weit verzweigt Flusslandschaft in der sich ein Industriegebiet an das Nächste reiht, so das ein riesiges Industriegebiet entstanden ist und noch immer eine rasante Ausdehnung erfährt.

Hier zum Beispiel finden sich Wanderarbeiter aus ganz China ein, einige nehmen dafür Reisen von über tausend bis zweitausend Kilometern in Kauf um Arbeit zu bekommen. Die Arbeiter bekommen von den Fabriken Kost und Unterkunft gestellt, ähnlich wie zu Beginn des Wirtschaftswunders in Deutschland im Ruhrgebiet und anderen Regionen.

Die Verhältnisse der arbeitenden Bevölkerung in den Fabriken sind nicht gerade als rosig zu bezeichnen, jedoch haben sie ein Dach über dem Kopf, jeden Tag drei Mahlzeiten und können noch Geld verdienen. Aber es sind eben keine Fünf Sterne Hotels in denen sie wohnen und so arbeiten die Leute lieber als lange frei zu haben, denn in ihrer Freizeit können sie nicht viel unternehmen und eine Heimreise lohnt sich erst recht nicht! So kommt es das die Fabriken nur einen Tag in dieser Woche nicht arbeiten.

In chronologischer Reihenfolge ist der Tag der VR China zu nennen, am 1949 Oktober 01 hat Mao Zedong die VR China proklamiert, dieser Tag ist unserem „Tag der Deutschen Einheit“ im Stellenwert gleich zu setzen und wird nicht so groß gefeiert, obwohl es auch an dem Tag arbeitsfrei gibt. Es folgt doch als bald das nächste schönere Fest.

Und nun kommen wir zu den Feiertagen, die sich nach dem chinesischen Mondkalender richten. Eine Umlaufperiode des Erdtrabanten beträgt 29 ½ Tage, daher dauern die Monate im Bauernkalender auch abwechselnd 29 und 30 Tage an. Monatsbeginn ist stets der Neumond und am 15. eines jeden Monats herrscht Vollmond. Die fehlenden Tage gegenüber einem Sonnenjahr werden kompensiert, indem alle drei Jahre ein Schaltmonat eingefügt wird.

Berücksichtigen wir auch, dass der Jahresanfang mit dem ersten Neumond zwischen Mitte Januar und Mitte Februar beginnt, folglich variieren die traditionellen Feiertage der Chinesen gegenüber unserer Zeitrechnung.

An jedem 5. Tag des 5. Monates (etwa Mitte Juni bis Mitte Juli) findet das Drachenbootfest statt. Es wird zu Ehren des ertrunkenen Dichters Qu Yuan gefeiert, der mit dem Freitod gegen Missstände demonstrieren wollte. Dabei werden Rennen mit farbenfrohen Drachenbooten ausgefochten und eine spezielle Speise, bestehend aus klebrigem Reis mit verschiedenen Fleischsorten eingewickelt in Bambusblätter dem Dichter geopfert, indem sie in einen Fluss geworfen werden.

Als nächstes ist das Mondfest oder Mittelherbstfest zu nennen, es wird an jedem 15. Tag des 8. Mondmonats (etwa Mitte September bis Mitte Oktober) gefeiert.

Ein besonderes Augenmerk gilt hier den Spezialitäten die extra für dieses Fest zubereitet werden. Meistens wird verspeist was rund wie der Mond ist, neben Äpfel gehören Mondkuchen dazu. Mondkuchen sind traditionell rund gebacken, haben eine Füllung mit süßlicher roter Bohnenpaste in der Mitte des Kuchens ruht ein Eigelb, wie der Mond am Nachthimmel.

Diese Mondkuchen gibt es auch mit anderen Füllungen, einige sind sehr bekömmlich und geschmackvoll in süßlicher Richtung, die andere auch geschmackvolle Richtung wäre mit Fleisch oder Fischfüllung – also für unsern europäischen Gaumen ist bei dieser Sorte der Ausdruck „Geschmackvoll“ ironisch zu deuten! Ein Abenteuer für jeden Geschmacksnerv!

Hinter den Mondkuchen steht ein großer Industriezweig, wie bei unserem Lebkuchen, zurzeit des Mondfestes werden die teilweise sehr schön verpackten Mondkuchen zu wahren Bergen in den Supermärkten aufgetürmt. An den Strassen und in den Einkaufszentren können sie eine Vielzahl von Verkaufsständen entdecken, speziell zur Anpreisung der Kuchen errichtet.

Der Mondkuchen wird sehr gerne gekauft und noch viel lieber verschenkt, es ist schon als „Muss“ zu sehen. Zur Folge hat dieses, das sie von Mondkuchen überhäuft werden und selber andere beschenken – aber essen? Besser nicht oder mit großer Vorsicht in Bezug auf die Füllungen und ihren Gaumen!


Fortsetzung...
 
...folgt

Der Höhepunkt des Jahres und nun kommen wir zu dem Fest, an dem sie als Geschäftspartner schier verzweifeln können, ist das lang erwartete Frühlingsfest! Wie schon erwähnt ist der Zeitpunkt der Neumond des 1. Mondmonats (etwa Mitte Januar bis Mitte Februar)

In dieser Zeit möchten alle Menschen des Reichs der Mitte – in ihrer Mitte sein! An diesen Tagen bewegt sich ein ganzes Reich! Wirklich kein Scherz, möchten sie an diesen Tagen in China reisen – buchen sie ein Jahr im Voraus. Preise der Reiseunternehmen steigen sprunghaft an und im gleichen Maß nehmen die freien Plätze in Bus und Bahn ab. Alles was transportieren kann wird zur Reise genutzt, auch LKWs. Viele Wanderarbeiter beginnen schon einen Monat vor dem Fest mit der Heimreise – es kann ihnen passieren, das sie in dieser Zeit keine Ware mehr bekommen, da eine Fabrik aus Arbeitermangel geschlossen hat – einen Monat vor dem Frühlingsfest – vergessen sie diesen möglichen Umstand nicht!

Das Szenario stellt sich wie folgt da, die Wanderarbeiter arbeiten das ganze Jahr, sieben Tage in der Woche bis auf wenige oben genannte Ausnahmen. Jeder sehnt sich und arbeitet auf das Frühlingsfest hin. Mindestens eine Woche vor dem großen Tag will jeder zu Hause in seiner Heimatstadt sein, also lassen es sich die Arbeiter nicht nehmen so früh wie möglich die Heimreise anzutreten, da je später sich der Arbeiter auf die Reise macht, die Ticketpreise steigen und eben die verfügbaren Plätze abnehmen!

Nun wird einmal die Arbeitskraft in den Fabriken geschwächt und kommt teilweise ganz zum Erliegen, als auch viele Transportmittel für Stückgüter ausfallen, werden sie doch von den Heimreisenden als billige Fortbewegungsmittel gestürmt.

Eine Woche vor dem Fest steht dann alles still, keine Maschine oder Fließband verbraucht in dieser Zeit Energie. Ist das große Fest vorbei – und viele dehnen es von dem Tag, dem Neumond bis zum nächsten Vollmond aus, sprich es kann sein das erst zwei Wochen danach – wieder eine Völkerwanderung eintritt, dieses Mal in die andere Richtung. Zusammen gerechnet sind es mindestens zwischen vier bis sechs Wochen in denen sie verzweifelt auf Ware warten. Bis zum nächsten Jahr!

Ich selber habe zu meiner Schande an diesem Fest noch nicht teilgenommen, denn zu dieser Zeit möchten alle Chinesen in ihrer Heimatstadt bei der Familie sein – ich auch!

Durch Erzählungen und Schilderungen weiß ich, dass es in diesen Tagen nur so kracht! Chinaböller sind uns zu Silvester schon bekannt – hier haben sie ihren Ursprung! Chinesen mögen es laut, nicht nur beim Ma Jiang spielen. Raketen, Chinaböller und Co können sie hier das ganze Jahr erwerben und benutzen, kein Nachbar wird sich darüber beschweren, höchstens um die Ecke schauen welchen Grund es zum Feiern gibt.

Zum Frühlingsfest soll die Benutzung gigantische Ausmaße erreichen, einige Freunde berichteten mir, nach dem höchsten Feiertag lägen auf manchen Strassen die Reste von Knallfröschen und ähnlichen – Kniehoch! Das ist mal ein knallhartes Bruttosozialprodukt!

Die Zeit vor den beiden großen Festen, dem Frühlings- und Mondfest ist eine besondere Zeit. Nicht nur das alle sich darauf freuen, nein in dieser Zeit sind Leute in „fetten“ Positionen besonders empfänglich für kleine Geschenke, so kann es passieren, das eine Packung Mondkuchen auch ein neues Handy beinhaltet oder mit einigen Geldscheinen geschmückt wird. Gern genommen werden auch die roten Umschläge mit etwas „Glücklichem Geld“. So erhält man Freundschaften und kann zum gegebenen Zeitpunkt auf einen kleinen Gefallen hoffen.

In dieser Zeit, ganz besonders vor dem Frühlingsfest häufen sich aber auch die Straftaten, daher ist zu dieser Zeit besondere Vorsicht geboten! Wanderarbeiter, die nicht genug Geld verdient haben, versuchen so ihre Kasse aufzubessern – danach sind sie in dem großen Reich verschwunden! Versuchen sie mal einen Herrn Li zu finden, na sie werden ganz viele davon finden, der Name Li ist der meist gebrauchte Name auf der Welt! In China gibt es die „hundert Namen“ die in der Häufigkeit garantiert noch vor Meier und Müller vorkommen. Auf den Namen Li hören in China über einhundert Millionen Menschen, das ist eine Zahl mit acht Nullen – versuchen sie also da den richtigen Herrn Li herauszufinden, der ihnen den Koffer gestohlen hat!

 

Bruder sein

Seit über zwanzig Jahren dürfen Ehepaare in China nur noch ein Kind haben. Mit dieser Maßnahme will die Partei dem enormen Zuwachs der Bevölkerung Einhalt gebieten. China wächst pro Jahr etwa um sechs bis sieben Prozent, das ist immerhin pro Jahr einmal Deutschland dazu.

Chinesische Kinder wachsen ohne Geschwister auf, umsorgt von den Großeltern, da beide Elternteile arbeiten. Statistisch gesehen kommen auf ein Kind vier Großeltern – welche Last ein so kleines Kind schon tragen muss.

Heiratet ein Paar, so wird die Frau zu der Familie des Mannes ziehen, beide versorgen die Eltern des Mannes, die wiederum das Kind des Paares versorgen – an alle ist gedacht!

Denkste – die Eltern der Frau stehen meistens ohne Versorgung da, weswegen Söhne auf der Wunschliste ganz oben stehen. Bei reichen Familien ist die Versorgung der Eltern mütterlicherseits kein Problem, noch nicht. Die nächste Generation muss sich dann schon um acht Großeltern sorgen, sie denken so lange leben die Menschen nicht? Auch da täuschen sie sich, in Nanhai ist Frau Li Cairong am 2005 Mai 09 im stolzen Alter von einhundertzwanzig Jahren als ältester Mensch verstorben.

Die Geburtenkontrolle macht sich in China drastisch bemerkbar, überall mangelt es schon an Fachkräften und viele alte Menschen erfahren keine ausreichende Versorgung.

Familie hat daher für die Chinesen einen hohen Stellenwert, wenn sie eine Familie haben. Da keine Geschwister den Alltag der Kinder teilen, werden Cousinen und Cousins als Schwester und Bruder bezeichnet.

Die engste Familie, immer aus mindestens drei Generationen bestehen, lebt zusammen in einem Haus. Sie gehen zusammen Einkaufen, sie essen zusammen, sehen zusammen Fern und spielen zusammen. Eine Privatsphäre, wie wir sie kennen und gewohnt, sind gibt es in der chinesischen Familie, wenn überhaupt, nur im Schlafzimmer.

Feste werden im großen Rahmen der gesamten Familie gefeiert, in alten Dörfern gibt es dafür Familienhäuser, die sie schon an der Bauart erkennen können, es sind die größten Gebäude in einem Dorf. Je nach Größe der Familie können Familienhäuser die Ausmaße einer Turnhalle schnell überschreiten. Dort werden Feste wie Hochzeiten, Todesfälle oder Verabschiedungen Familienangehöriger die der Armee beitreten gefeiert.

Der Beitritt zur Armee hat einen ganz eigenen Charakter, da der junge Soldat dem Dorf als Arbeitskraft fehlt, wird das Dorf dafür vom Staat finanziell unterstützt. Ich habe an so einem Fest teilgenommen, vier Männer des Dorfes wurden mit Pauken und Trompeten und natürlich mit einem großen Festessen verabschiedet. Altertümlich denken sie? – Traditionell und Kulturell, so sind sie die Chinesen!

Freunde hat jeder Chinese, viele Freunde. Einen Freund bei der Polizei, einen Freund beim Bürgerkomitee, einen Freund im Supermarkt, einen Freund der Metallwaren herstellt, einen Freund in einer Bank, und so weiter. Freunde sind da wo es wichtig ist Freunde zu haben, Freunde bekommen schon mal ein besonderes Mondkuchenpaket. Als Geschäftspartner sind sie auch ein Freund.

Sollten sie jedoch als Bruder oder Schwester bezeichnet werden – sind sie anerkannt und beliebt! Brüder und Schwestern gehören zur Familie und Familie ist etwas Besonderes.

Einer Chinesin, die in Deutschland lebt, erzählte ich von einer Urlaubsreise nach Hainan, die ich mit der chinesischen Familie unternahm, in der ich lebe. Bis dato war mir die Bedeutung nicht richtig bewusst, die ich mit dem Zusammen Leben genieße. Chinesen nehmen bei einer Reise mit der Familie noch nicht mal Bekannte mit, die nicht zu ihrer Familie gehören, erklärte sie mir.

Es ist wunderbar als Langnase unter Chinesen, wie ein Chinese zu leben und anerkannt zu werden und ich bin mir dieser Ehre bewusst!

Wenn sie als Schwester oder Bruder betitelt werden – seien sie sich dieser Ehre, die ihnen zuteil wird bewusst! Sie werden das China hinter dem Lächeln erleben, sie werden das China nach dem Sonnenaufgang berühren, sie werden die Mitte des Reiches kennen lernen und fühlen!
 

Entwicklungshilfe

In einer Einkaufsstrasse in Guangzhou entdecken sie ein riesiges Geschäft für Computer und Zubehör, sie reiben sich die Hände, denn hier finden sie bestimmt die schon lange gesuchte externe Festplatte, auf der sie schnell ihre Daten und Fotos speichern können – sie durchschreiten die Eingangstür und bleiben vor Schreck erstart stehen!

Was ist das für ein Durcheinander? Anstatt wohl geordneter Regale, in denen massenhaft verschiedene Artikel in großer Auswahl präsentiert werden, finden sie sich in einem Tumult kleiner und kleinster Geschäfte wieder, wie die Stände auf dem Nürnberger Weihnachtsmarkt, nur kleiner und gedrängter unter einem Dach – auf mehreren Etagen! Sie sind in China nicht im Media Markt!

Diese Erscheinung habe ich in Südchina nicht nur einmal erlebt, aber die ersten Male war ich genauso schockiert! Ich wollte für meine Kinder ein besonderes Spielzeug kaufen, ich hatte keine genaue Vorstellung und fragte so einen Kollegen, der selbst einen kleinen Sohn hatte, wo ich gut solcherlei Dinge erstehen könnte.

Hilfsbereit wie der Chinese ist, bot mir mein Kollege an mich zu begleiten, er kennt ein großes Geschäft in Guangzhou und am nächsten Sonntag würde er mich dort hin bringen. Ich war schon voller Vorfreude und dachte an die Einfachheit, bekannter weise aus „Toys r us“ gleich in die Abteilung für Jungs nach Autos und Dergleichen zu suchen, so würde ich bestimmt schnell etwas Schönes finden.

Der Sonntag brach an, und wir auf nach Guangzhou – wie fast alle Leute! Die Strassen waren verstopft und wir brauchten ganze zwei Stunden um in der Nähe des Kaufhauses einen Parkplatz zu finden. Darüber wurde es Mittag und so suchten wir zuerst einen freien Tisch in einem Restaurant, nachdem wir uns gestärkt hatten gingen wir zu dem Kaufhaus, von außen machte es den Eindruck als wenn es fünf große Kaufhäuser beherbergte. Als wir uns durch die Eingangstür schoben wäre ich fast rückwärts wieder raus gefallen, wären dort nicht ebenso viele andere hilfsbereite Chinesen gewesen, die mich unaufhaltsam in das Innere des Gebäudes schoben!

Hier waren nicht fünf Kaufhäuser unter einem Dach, sondern mehr als fünfhundert kleiner Geschäfte, manche nur zwei Quadratmeter groß. Als der erste Schock sich gelegt hatte machten wir uns auf die Suche, einige Läden weiter fand ich ein paar interessante Spielzeuge, mein Kollege war der Meinung wir sollten noch wo anders schauen, denn dieses Geschäft wäre teuer, in einem Anderen bekämen wir das gleiche Spielzeug billiger, wir müssten nur in eine der oberen Etagen. Ich habe ihm vertraut, aber diese Art von Spielzeug und auch das Geschäft habe ich an dem Tag das letzte Mal gesehen!

Ich kann ihnen aus Erfahrung nur raten – gehen sie wenn es sich eben vermeiden lässt nicht sonntags einkaufen – schon gar nicht in eine Großstadt! Und wenn sie das Abenteuer doch eingehen, sich in ein solches Labyrinth wagen, dann greifen sie zu wenn ihnen etwas gefällt – nur das Handeln nicht vergessen, dafür ist immer Zeit!

Es gibt diese Art von mehrstöckiger Markthalle für jeden Warenzweig, in so einem Gebäude werden sie Alles, wirklich Alles zu dieser Sparte finden – wenn sie wissen wo! Verlieren sie den Überblick in den kleinen Gassen und dem Warenangebot, kann es sein das sie verwirrt lallend abends von Reinigungspersonal mit einem Reisigbesen hinaus gekehrt werden. Verlieren sie nie die Geduld und Hoffnung!

Eine andere Art der Problemsbewältigung könnte eine Mischung aus Rotkäppchen, Hänsel und Gretel sein – markieren sie ihren Weg ab dem Ausgang beginnend mit einem roten Faden, nehmen sie einen Picknickkorb und ein Zelt für Übernachtungen mit. Bei interessanten Geschäften machen sie einen Knoten in den roten Faden.

Was im Kleinen ist auch im Großen, als andere Variante gibt es solch eine Anhäufung von Geschäftchen auch unter freiem Himmel auf mehreren Quadratkilometern – sie glauben mir nicht? Suchen sie Leuchten oder Möbel?

Im Bezirk Foshan im Stadtteil Shunde besteht die Möglichkeit Möbel in mindestens dreigeschossigen Ausstellungshallen mit vielen Geschäften, beiderseits der sich kreuzenden Hauptstraßen mit einer Gesamtlänge von etwa zwanzig Kilometern zu begutachten! Mit den dahinter liegenden Möbelfabriken macht das ein Gebiet von mindestens einhundert Quadratkilometern – nur Möbel!

Unmöglich meinen sie? Besser ist sie fahren nach Zhongshan in den Stadtteil Guzhen und richten sich im Internationalen Hotel im Zentrum des Stadtteil ein, nachdem sie sich im japanischem Restaurant gestärkt haben machen sie sich auf die Suche nach einer neuen Wohnzimmerleuchte.

Nach einer Woche werden sie mir zustimmen, dass sie ein neues Wohnzimmer brauchen und werden telefonisch einen Bautrupp anordnen die Decken ihres Hauses bis zum Dachstuhl frei zu legen und diesen mit einem Doppel-T Stahlträger zu verstärken. Ihrer fassungslosen Frau müssen sie dann nur noch die Kleinigkeit erklären, sie hätten einen schönen neuen Kristallleuchter gefunden, wie den, den ihre Frau schon immer haben wollte, weil er so gut zur Anrichte passt. Nur sei er etwas größer ausgefallen etwa fünf Meter in der Höhe und drei Meter im Durchmesser!

Im Klartext möchte ich mit dem kleinen Ausflug der Fantasie sagen, Guzhen ist eine Großstadt, in der etwa viertausend Leuchtenfirmen ihr Dasein fristen und auch viele davon ein Geschäft oder Showroom im Zentrum der Stadt haben! – Wenn sie es selbst nicht gesehen haben halten sie mich für verrückt!

In Europa wäre es nicht nur undenkbar, oder unausführbar mehrere Geschäfte mit den gleichen Produkten unter einen Hut zu bekommen – es wäre schlicht Unmöglich! Wie ich schon erwähnte wird in China das Unmögliche möglich und trotzdem unbegreiflich!

Ein Geschäftsmann aus Shenzhen erklärte es mir einmal so, in Europa siedeln sich Firmen der verschiedensten Arten in einem Industriegebiet an. Um neue Ideen zu entwickeln und zu verwirklichen geben sie eine Menge Geld aus und leisten sich einen großen Stab an Mitarbeitern um diese Ideen umzusetzen.

In China siedeln sich viele Firmen der gleichen Sparte in einem Industriegebiet an, jeder versucht es besser als sein Nachbar zu machen und so würde ein Produkt aus Ergeiz automatisch weiterentwickelt und verbessert. – Das nannte er chinesisches Development!
 

Evolution

In Europa und Amerika entwickelt sich immer mehr eine Zweiklassen-Gesellschaft, Arm und Reich. Im Reich der Mitte entwickelt sich aus dem Bauernstaat eine Mehr- Klassengesellschaft.

Einmal gibt es die Bauern, auch in Guangdong sind sie zwischen den Fabrikhallen und Wohnvierteln anzutreffen. Wenn sie Glück haben, einen Fensterplatz erwischt haben und es nicht Wolkenverhangen ist, können sie bei dem Anflug auf den Flughafen Guangzhou sehen was ich meine.

Neben Fabrikhallen, Industriegebieten, die durch mehrspurige Strassen getrennt und verbunden werden, derselben geschieht mit den Wohngebieten und Stadtteilen die keinerlei sichtbarer Grenzen lassen, finden sich immer wieder Felder ein, auf denen ein Bauer Gemüse oder Reis anbaut, dabei lebt er in einer einfache Blechhütte, die ich zuerst als Geräteschuppen definierte.

Doch zu meinem Erstaunen musste ich auf dem Boden der Tatsachen angekommen feststellen, dass die „Geräteschuppen“ mit Betten und Wäsche behangenen Bügeln verziert waren und so auch als Behausung dienen.

Aus den Bauern der ärmeren Provinzen, meistens im Norden und Westen des Landes zu finden, hat sich der Wanderarbeiter entwickelt. Er durchstreift das Land auf der Suche nach Arbeit um Geld für seine daheim gebliebene Familie zu verdienen.

Arbeit findet er in Form von Bauvorhaben. Strassen, Fabriken und Wohnviertel werden im großen Stil gebaut und dafür braucht der Unternehmer jede Menge Arbeiter – auch sie wohnen in Blechhütten, die in der Nähe der Baustelle errichtet werden.

Ist eine Fabrik aufgebaut, braucht auch diese Arbeiter in rauen Mengen, dabei sind tausend bis dreitausend Arbeiter keine Seltenheit. Sie wohnen in Gebäuden mit mehreren Zimmern für mehrere Arbeiter.

In der Nähe einer oder mehrerer Fabriken finden sich immer kleine Supermärkte, Restaurants, Kioske und Billardstuben ein. Letztere werden ihr Angebot unter freiem Himmel anbieten, bei Nichtgebrauch werden die Billardtische mit Planen gegen Staub und Regen geschützt. Kioske und Restaurants besitzen meistens einen Fernseher, vor dem die Arbeiter auf Stühlen sitzen und dem Programm gebannt folgen. Restaurants haben oft ihre Tische und Stühle auf der Strasse aufgebaut und laden zum Verweilen ein.

Wenn die Arbeiter frei haben und nicht zum Schlafen in die Zimmer gehen, verbringen sie ihre Zeit gemeinsam auf der Strasse mit den erwähnten Freizeitangeboten.

Mich verblüfft es immer wieder, wie unkompliziert die Menschen miteinander umgehen. Aktionen die in Europa mindestens eine Schimpfparade einer halben Stunde mit geballten Fäusten herauf beschwören, lösen hier lediglich ein leichtes Schulterzucken aus!

Als nächstes ist der Angestellte zu benennen, der eine gute Schulausbildung und Studium hinter sich gebracht hat, er wird in einem der vielen Großraumbüros seine Arbeit, wohl temperiert vor einem Computerbildschirm verrichten. Er wohnt meistens in einer Wohnung der vielen Hochhäuser, die er sich von seinem sauer Ersparten gekauft hat, um so um eine Frau anzuwerben – ohne Nestbau geht da nichts! Ein Angestellter besitzt einen Motorroller oder bei besserem Gehalt ein Auto. Seine Freizeit wird er in der Familie, oder mit ihr in der Stadt bummelnd verbringen. Mit Freunden ist er ein gern gesehener Gast in Restaurants oder Karaoke-Bars.

Zur Spitze der Gesellschaft gehören natürlich die Firmenbosse. Manche von dieser Gattung können sie auch nach europäischen Verhältnissen als Multimillionäre bezeichnen. Sie besitzen ein Haus oder Apartment in der Nähe der Fabrik und ein Haus außerhalb der Stadt um am Wochenende dem Smog der Großstadt zu entfliehen. Mann und Frau werden beide ein Auto gehobener Klasse fahren, ein oder mehrere Kinder haben, die von einer Erzieherin betreut werden und von einer Putzfrau umsorgt werden.

Ist noch eine Gruppe zu erwähnen, die in alle Klassen als verbindende Schicht zu sehen integriert ist – die Senioren! Die Alten, die sich noch von früher kennen, als sie alle Bauern waren und in einem Dorf lebten. Heute sorgen sie sich meistens um die Enkel, während die Eltern einem Beruf nachgehen, um für die Eltern und Kinder zu sorgen!

Eine Randgruppe bilden die ausländischen Arbeiter in diesem Staat. Wie auch ich, besitzen wir einen Sonderstatus in der Gesellschaft, egal wie hoch der Verdienst ist, Ausländer sind etwas Besonderes!

China besitzt selbst genug Arbeiter, aber keine Facharbeiter! Nach dem Krieg wurden in Deutschland ausländische Arbeiter, meistens Polen, Türken und Italiener zum Aufbau des zerstörten Landes gebraucht. In China werden Facharbeiter zum Aufbau einer neuen Industrienation gebraucht. Diese Evolution mit zu erleben ist ein Abenteuer der besonderen Art.

Wir Ausländer sind gern gesehene Gäste, machen sie sich diesen Umstand immer bewusst, aber denken sie nicht Chinesen wären dumm und bemerkten nicht, wenn sie ausgenutzt würden, nur weil sie stets freundlich lächeln!
 

Gesichter der Stadt

Das Leben in einer modernen Großstadt steht dem der westlich Welt in nichts nach. Längst gibt es dort die gängigen Fastfoodketten an jeder Ecke. Kinos, Bier-Bars und Karaoke-Bars werben um die Gunst der Kunden. Restaurants sind gut besucht und brauchen über Arbeitsmangel nicht klagen. Friseursalons wetteifern mit westlicher Reklame und preisen Haarschnitte an, bei denen es uns graust – schief ist in. Große Supermärkte stehen neben Einkaufspassagen, die keine Wünsche offen lassen. Mobiltelefone, Notebooks, Parfüm, die neuste Mode und Schuhe werden neben Schmuck feilgeboten, wie in einer westlichen Einkaufsmeile. Und alles wird angepriesen mit leuchtender Reklame, bunt, bunter – grell!

In Hong Kong nehmen die Reklameschilder beängstigende Ausmaße an, dabei sind manche Reklametafeln größer als das Geschäft und sie überragen bis knapp auf Doppelbushöhe die gesamte Strasse. In Hong Kong finden sie wirklich Alles – sogar Deospray!

Deospray? In China selber werden sie diesen Artikel vergeblich suchen, legen sie sich daher einen genügenden Vorrat an. Käse ist auch sehr rar, die meisten Chinesen mögen keinen Käse obwohl es erstaunlicher weise an jeder Ecke ein Pizza Hut befindet. In der Guangdong Provinz werden sie auch vergeblich nach Rohkostsalaten suchen, der Kantonese isst nichts ungekocht!

In Supermärkten springen ihnen die Dosen mit Kaugummi Dragees förmlich ins Auge und sind neben Kleiderbügeln und Handys eines der meist verkauften Produkte in China – aber auf den Strassen werden sie erstaunlicher Weise keinen einzigen platt getretenen Kaugummi sehen! Die Städte werden peinlich sauber gehalten, täglich kehren Kolonnen von Straßenfegern den Wohlstandsmüll mit ihren Reisigbesen fort.

Während eines Mittagsessen in einem Restaurant wurde für ein Krankenhaus geworben, das Schönheitsoperationen durchführt. Neben Korrekturen der Arme, Beine und Hüften wurde dort auch immer wieder Brustvergrößerungen und Nasenkorrekturen angepriesen. Die Chinesen mögen uns Langnasen verspotten wegen der langen Nase, aber nur weil sie selbst keine solche Nase besitzen. Ein Freund entgegnete mir auf den Hinweis zu dem Werbefilm, „Wir Chinesen haben eine platte Nase und Schlitzaugen, mögen aber lieber eine lange Nase und schöne runde Augen.“ – wie auch größere Busen!

So ist die Welt, was der Eine hat, will der Andere haben und umgekehrt, gelten in Europa die Asiaten als erotisch, so gelten in Asien wir als erotisch. Das Schönheitsideal der westlichen Welt gilt nicht nur für die Städte und die Autos die deren Strassen verstopfen, nein es gilt auch für die Gesichter der Stadt!
 

Umwelt und Wirtschaft

Wenn sie nach China, ganz speziell nach Südchina in die Guangdong Provinz kommen wird ihnen die Umwelt auffallen. Das Grün ist nicht Grün sondern Grau, auf den Pflanzen legt sich eine Schmutzschicht ab und sie werden sich wundern dass diese Lebewesen trotzdem wachsen.

In den Flüssen fließt „Wasser“ dahin, das diesen Namen kaum noch verdient. Da die Abwässer ungeklärt eingeleitet werden sind die Flüsse oft schwarz mit einer stinkenden Schicht überzogen. in der zusätzlich einige Flaschenpost herum dümpelt. Die Fische, die in dieser Brühe dahinvegetieren werden teilweise gefangen und verspeist. Genauso wie das Wasser zum Bewässern der Gemüsefelder dient, diesen Umstand können sie manchmal riechen und schmecken, wenn sie dieses Gemüse dann auf dem Tisch haben.

Innerhalb der Städte finden sie keinen Kaugummirest auf dem Boden, außerhalb der Stadtzentren stolpern sie dafür über den Müll, der unachtsam aus dem Autofenster oder der Haustür geworfen wird.

Einerseits wird die Natur geachtet, Bäume werden in Baugerüste integriert oder um einen alten Baum wird eine Strasse herumgebaut, anstatt den Baum zu fällen. Auf der anderen Seite wird die Umwelt durch Abfälle und Abwässer der Art verschmutzt, dass es zum Himmel stinkt!

Auch hier trifft die Tradition auf die Moderne, die Wirtschaft entwickelt sich rasend schnell – auf Kosten der Umwelt! Zurzeit ist es um die Natur ähnlich beschert, wie in den fünfziger und sechziger Jahren in Deutschland, ich hoffe nur die Wandlung dauert nicht allzu lange!

Ein Umstand der sich positiv auf die Verbesserung der Umwelt auswirkt ist die Staatsform der VR China.

Das Volk ist es gewohnt, dass es von einer Macht geführt wird und alle Belange des Volkes von einer Obrigkeit entschieden werden. So ist es möglich das Land in einer kommunistischen Staatsform, mit kapitalistischem Charakter, monarchistisch zu führen – Queen Elisabeth würde vor Freude Purzelbäume schlagen!

In diesem Land ist es möglich solche Projekte wie das des Drei-Schluchten Staudammes durchzusetzen, genauso wie es möglich ist ein ständiges Fahrverbot für motorbetriebene Zweiräder in einer Großstadt zu erwirken um der Smogglocke dadurch vielleicht doch noch Herr zu werden.

Es gibt Dinge, die lassen sich in einer Demokratie nicht bewältigen, da sie zerredet werden wo Handlungsbedarf besteht. Im Land des Lächelns wird hinter dem Lächeln gehandelt, ob zum Guten oder Schlechten – wer mag dieses immer recht beurteilen?
 

Einklang - Ausklang

Chinesen schaffen es in jedem Moment uns angenehm zu überraschen, wie sie es in gleichem Maße schaffen uns zu verärgern – aber warum es so ist, verstehen wir nicht und die Chinesen auch nicht, sind sie doch nur so wie sie sind!

Ja, wie sind die Chinesen denn jetzt wirklich? Ich glaube das weiß die Bevölkerung selbst nicht so recht, sie ist einfach zu groß und facettenreich.

Mein Großvater hatte immer ein Sprichwort auf den Lippen, eines davon lautete, „Du kannst alt werden wie eine Kuh, du lernst immer noch dazu!“

So ist es auch mit den Menschen des Lächelns, sie können der Meinung sein sie zu kennen – wie gesagt, sie sind immer für eine Überraschung gut! Daher ist es schwer alles zu beschreiben, jeder Gast wird seine eigenen Erfahrungen machen. Ich habe Bücher über China gelesen, denen ich nicht so zustimmen kann. Der Umstand des Nicht-Wider-Erkennen liegt bestimmt nicht an einer falschen Auffassung des Autors, sondern vielmehr an der unvorstellbaren Anzahl von Individuen, die sich als ein Volk bezeichnen!

Eines ist auf jeden Fall klar – der Chinese ist sehr friedfertig! Vom Boden der VR China ist noch nie in der Geschichte eine aggressive Handlung aus gegangen. Kung Fu wird von den Shaolin Mönchen nur zur Übung für Konzentration und Beherrschung des Körpers gelehrt, der Kampfstil dient Verteidigungszwecken und keinen Kampfhandlungen.

Das Volk wurde immer wieder angegriffen, hat aber selber nie kriegerische Handlungen begonnen. Viele Kriege werden aus Habgier und Neid begonnen, beides ist dem Chinesen fremd. Das Land scheint groß zu sein, aber ziehen sie die unbewohnbaren Bergregionen, die Wüste und alle inländischen Wasserflächen ab, multiplizieren sie dies mit der Zahl der Bürger, es bleibt unter dem Strich nicht mehr viel Platz zum Leben. Für die Chinesen ist dies ein Grund Hochhäuser in großen Mengen zu bauen, für andere Völker oder Staaten wäre es ein Grund einen Krieg zu beginnen, um mehr Land zu bekommen!

Nichts desto trotz sind die Chinesen ein tapferes, geduldiges und stolzes Volk, konnten sie ihre viele tausend Jahre alte Kultur erhalten – ein wirklicher Grund stolz zu sein! Verletzten sie einen Chinesen in seinem Stolz, gleicht das einem Angriff und er wird sich verteidigen, dann wird sein Lächeln in einen Kampfschrei übergehen, dem ich nicht beiwohnen möchte. Stolz und Glück haben einen hohen Stellenwert und sind Teil der Kultur.

Respekt und Geduld sind neben Fleiß – und Essen der Tagesinhalt der Bürger. Sie arbeiten hart und essen gut, leider gibt es immer mehr Fastfoodketten. In Hong Kong können sie zum Beispiel die Anzeichen des ungesunden Leben, des Nichtbeachten von Yin und Yang, an der Leibesfülle der Menschen ablesen.

Essen ist auch ein Teil der Kultur, wird es nicht nur zur Erhaltung der Arbeitskraft gesehen, sondern ist immer eine kultische Handlung des Beisammenseins. Die Speisen sind auf geschichtliche Hintergründe und Umstände zurück zu führen, die meistens mit der Armut der Menschen zu tun hat.

In einem Spezialitäten Restaurant bestellten meine Freunde ein Gericht mit dem Namen „Ein Topf“, dabei handelte es sich nicht um einen Eintopf wie wir ihn kennen. In diesem einen Topf wurde eine ganze Mahlzeit zubereitet, neben Kartoffeln und Gemüse, die in einer Soße gegart wurden, klebten am Rand des Topfes Maisfladen, die ähnlich Brötchen, zur selben Zeit wie das Gericht kochte, gebacken wurden. Eine Speise die ihren Ursprung im Norden Chinas hat und früher, wie bei uns der Hering, ein Arme-Leute-Essen war, jedoch diesen Rang heute verloren hat.

Chinesen erreichen mit ihrer Beharrlichkeit auf kurz oder lang ihr Ziel, auch wenn es nicht die Ziele anderer sind. Ihre Geduld die einstweilen als Starrköpfigkeit gedeutet wird führt sie, wie die Geschichte des Ming Feng bezeugt, zum Erfolg. In ihrer für uns erscheinbaren primitiven Art schaffen sie es mit ihrem Erfindungsgeist und Improvisationsgabe unvorstellbare Leistungen zu bewerkstelligen, ohne hochmütig zu werden. Verwechseln sie in diesem Zusammenhang Hochmut nicht mit Stolz!

Viele Bauten, darunter als das bekannteste die große Mauer zu nennen, zeugen von den erstaunlichen Leistungen des einen Volkes, die uns immer wieder einen Augenöffner präsentieren!

Im Allgemeinen ist der Chinese sehr gastfreundlich und überaus freundlich auch uns Langnasen gegenüber! Akzeptieren sie ihn, werden sie ein willkommener Gast sein, respektieren sie ihn, werden sie ein stets willkommener Gast sein, lieben sie ihn, werden sie ihm Bruder oder Schwester werden!

Viele großen Kulturen sind verschwunden oder untergegangen, schauen wir zu den Mayas, zu den Ägyptern oder zu den Azteken, selbst im römischen und griechischen Reich ist es nicht mehr wie es einst war!

Die Chinesen haben es trotz Mao Zedong geschafft die Lehren des Kong Fu Zi zu erhalten, sie haben es trotzdem geschafft ihre Geschichten und Mythen im Alltag zu verankern. Kein KFC, Benz und Uncle Bens Reis haben die Chinesen mit ihrer Tradition brechen lassen, die als die älteste gelebte Kultur gilt. Sie bezahlen für die 88 weiterhin viel Geld und ein Hufeisen gehört nicht anstelle von „Fu“ an die Tür. Ein Drache verheißt Glück und nicht Untergang. Yin und Yang gehören zum Essen, wie in Amerika der Ketchup. Eine Ausstattung zur Kung Fu Teezeremonie gehört in jeden Haushalt, wie der Fernseher. Guang Gong werden weiterhin Räucherstäbchen zuteil, wie bei uns das Kreuz in die Kirche gehört.

Respektieren wir den Menschen, seine Sitten und seine Bedürfnisse, schimpfen wir nicht über die Eigenheiten der Leute, kennen wir ihre Gebräuche und Gesten, ist ein zusammen Arbeiten, ein zusammen Leben ohne Probleme möglich – Mei Wenti!

Können sie sich im chinesischen Alltag zurecht finden, sind sie mit den Verhaltensmustern vertraut, können sie Freunde gewinnen und erkennen, das Lächeln der Chinesen ist nicht geheimnisvoll, sondern liebenswert!

Sind wir doch Alle aus dem gleichen Lehm gemacht, haben zwei Augen, eine Nase und einen Mund. Haben wir doch Alle zwei Hände, zwei Füße und das Herz sitzt am rechten Fleck!

Wenn Kinder nach ihrer Mutter rufen, ertönt ebenso ein „Mama“ wie in heimischen Gefilden – also so unterschiedlich sind wir doch nicht!

Bedanken sie sich mit einer Geste, bei der sie die rechte Hand zur Faust ballen und diese mit der linken Hand umschließen, dabei werden beide Daumen nach innen geführt. Diese Geste ist eine Huldigung an Alle und mit den eingezogenen Daumen besagen sie „ich bin nichts dagegen“! Keine Abwertung ihrer selbst, sondern eine bescheidene Geste, die ihr Gegenüber aufwertet!

Chinesen sind ehrgeizig, stolz, und bescheiden, ihre Gesten durchziehen den Alltag und sagen vielmehr als Worte, sie sind Bestandteil der Kultur, so wie diese Bestandteil des chinesischen Lebens ist – nichts ist zu trennen, alles ist Eins im Einklang mit Yin und Yang und der Mitte des Selbst!
 

Danksagung

Als erstes möchte ich mich bei meinen Lesern bedanken und hoffe ihnen auf unterhaltsame Weise Einblicke in die chinesische Mentalität, Kultur und Lebensweise gegeben zu haben. Beim Schreiben des Buches habe ich festgestellt, das sich einige Begebenheiten wiederholen, dieser Umstand lässt sich nicht vermeiden, da sie in der chinesischen Mentalität die Dinge wirklich nicht von einander trennen können, alles gehört zusammen und ist Eins – ein Land und ein Volk!

In punkto Arbeit bedanke ich mich bei meinem Chef, für das Angebot des Auslandeinsatzes, dadurch konnte und kann ich zu Einblicken in das Leben eines Volkes gelangen, das für mich als so weit entfernt galt, um bis dato kein Interesse zu hegen. Aber ich musste feststellen das China näher ist als ich glaubte.

Mein besonderer Dank gilt meinen chinesischen Brüdern, Li Lee und Huang Guofeng, sie haben mir mit ihrer Geduld und Weisheit, ihre Kultur und Lebensweise, wie kein anderer näher gebracht und haben mich daran teilhaben lassen! Durch die Integration in ihre Welt ist es mir möglich China zu erleben, wie es als Tourist wohl nie erlebt werden kann.

Ich danke auch einem Volk, ein Volk das nicht nur meinen Horizont erweiterte, es lehrte mich auch Vorurteile, alte Sichtweisen und Erfahrungen, über Bord zu werfen um meinen Geist für neue Dinge zu öffnen.


Konfuzius sagte. „Eine leere Schale ist besser als eine volle Schale!“

An dieser Stelle möchte ich heute einen sonnigen Gruß aus dem Land des Lächeln in meine Heimat senden, die ich in zwei Tagen wieder für kurze Zeit besuchen darf. Ich wünsche allen Lesern Vergnügen beim Lesen der Beiträge und möchte darauf hinweisen, dass ich dieses Buch schon vor 3 Jahren geschrieben habe. Seitdem hat sich einiges schon wieder verändert - und einiges nicht.


Über Kritiken und Anregungen zu meinem Buch würde ich mich sehr freuen und sage jetzt schon Dank!


Einen besonderen Gruß sende ich an Walter - Danke für das schöne Forum!

Lifthrasir
 
Hallo Lifthrasir,

Ich bin (erst) heute zufällig auf dieses Forum gestoßen (Danke auch dir, Walter, für dieses Forum !) und habe natürlich zuerst dein "Buch" über das Leben in China gelesen.

"Natürlich" deshalb, weil ich zwar nicht in China lebe, aber durch meine chinesische Frau "meine Familie" dort habe und regelmäßig dort hin reise (bin gerade erst nach vier Wochen China zurück gekommen).

Ich kann dir nur zu deinen Aufschreibungen gratulieren; wirklich super gemacht und von mir Zustimmung in allen Punkten ! So isset ;-)

Nur zusammen mit Chinesen den Alltag im Land zu erleben ergibt dieses realistische Bild !

 
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